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Zypern gerettet?

Von Robert Cvrkal (Bürgerjournalist)

Gastkommentare

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Jeder der glaubt, dass durch diese Einigung Zypern gerettet wurde oder dass jetzt die Eurokrise der Vergangenheit angehört muss ich enttäuschen.

Was wirklich passiert ist, ist dass der Hass in den Südstaaten gegen den Norden und hier vor allem gegen Deutschland neuerlich geschürrt wurde. Der Süden fordert permanent Solidarität doch wo bleibt z. B. die Solidarität der Zyprioten gegenüber den kleinen Sparern in Österreich oder Deutschland, die bei ihren Veranlagungen unter Berücksichtigung der Inflation Verluste gemacht haben während die zypriotischen Kleinsparer Gewinne einfahren konnten?  Jegliche Zinsenhöhe über jener in den Niedrigzinsenstaaten stellen in Wahrheit Risikoprämien dar und gehören als Gerechtigkeitsgründen aus der Einlagensicherung ausgenommen und bei Schieflage von Finanzinstituten auch eingezogen.

Seit Herbst 2011 können sich die zypriotischen Banken und auch der zypriotische Staat defacto nicht mehr über den freien Markt finanzieren und sind auf die EZB angewiesen, die frisches Geld gegen die Hinterlegung von giftigen Papieren gewährt hat. Zusätzlich gab es trotz Bankensperre und Auslandstransferstop hohe Kapitalabflüsse aus Zypern, welchen die europäischen Steuerzahler mittels der EZB garantiert haben. Für die eigentlichen Garantiegeber nämlich die Steuerzahler ändert sich durch diese Umschuldung von der EZB auf den Rettungsfonds nichts. Sowohl für die EZB haften die österr. Steuerzahler in Höhe  des Kapitalanteils Österreichs an der EZB als auch beim ESM, womit mit der gefeierten Maßnahme nur eine rechtlich fragwürdige Finanzierung durch die Steuerzahler (EZB - darf nur kurzfristig finanzieren) durch eine andere ersetzt wird.

Für Zypern haben die Auflagen natürlich eine große Auswirkung, da es zu einer Bankschließung bzw. eine Bankrestrukturierung kommt, was viele Entlassungen zur Folge haben wird. Dadurch werden sich die Arbeitslosenzahlen erhöhen und natürlich entstehen damit auch entsprechende Kosten für den zypriotischen Staat. Dies und die hinter den Erwartungen gebliebene Wirtschaftsentwicklung deuten heute bereits darauf hin, dass die veranschlagten Geldmittel nicht reichen werden und Zypern ein weiteres Rettungspaket brauchen wird.

Der Bankplatz Zypern wurde vermutlich auf Jahrzehnte vernichtet und nach der Erfahrung in Zypern begeht meines Erachtens jeder Fondsmanager der weiter in maroden Eurostaaten wie Italien oder Spanien veranlagt einen Straftatbestand. Die Konsequenz daraus ist, dass es zu einen massiven Geldabfluss aus den maroden Staaten und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch aus der Eurozone kommen wird.

Somit wird sich Europa nur finanzieren können, wenn es in Zukunft höhere Risikoprämien bezahlt, was die Wirtschaft belastet, womit uns die Eurokrise noch wesentlich länger (voraussichtlich zumindest bis 2020) erhalten bleiben wird.

Solange die Politik auf wirtschaftliche Notwendigkeiten keine Rücksicht nimmt sondern negiert, wird uns zwangsläufig auch die Krise erhalten bleiben.