Raiffeisen Bank International erhöht trotz Gewinneinbruchs die Dividende.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Die Jungferninseln, Jersey, Malta, Zypern, Amsterdam und Luxemburg - in Steueroasen wie diesen hat auch die Raiffeisen Bank International (RBI) ihre Zelte aufgeschlagen. Die Namen der dortigen Niederlassungen sind in dem am Mittwoch vorgelegten Bilanzbericht für 2012 aufgelistet. RBI-Chef Herbert Stepic findet jedenfalls nichts dabei, dass seine Bank in Steuerparadiesen Geschäfte betreibt. "Jeder Standort hat eine klare Aufgabe, mit Beihilfe zur Steuerhinterziehung hat das nichts zu tun", betont er.
Für die Gesellschaften auf Zypern und Malta sowie in Luxemburg macht der Raiffeisen-Banker "regulatorische und/oder rechtliche Gründe" geltend. Beispiel Zypern: Von Limassol aus betreue die RBI die Immobilienaktivitäten für eine Bank des Ost-Netzwerks. Über Malta wiederum würden für internationale Firmenkunden Kreditgeschäfte im Volumen von 2,2 Milliarden Euro abgewickelt.
Auf Jersey ist die RBI über mehrere Gesellschaften tätig, um - wie Stepic erläutert - bei der Emission von Wertpapieren britisches Recht benutzen zu können, damit institutionelle Anleger diese auch kaufen. Hingegen sei Amsterdam, wo ebenfalls eine Tochter sitzt, weltweit der einzige Ort, wo Geldinstitute Kredite verbriefen und im Paket verkaufen können.
Ein weiteres Domizil hat Raiffeisen in Tortola (Jungferninseln). Dort, so Stepic, würden über eine Zweckgesellschaft namens "Golden Rainbow" vor allem Immobilienfinanzierungen für einen asiatischen Kunden abgewickelt. Das Volumen - 100 Millionen Euro - bezeichnet Stepic als "überschaubar". Zum Grund dieser Standortwahl sagt er nur: "Das müssen Sie den Kunden fragen."
Was in Sachen Steuern den nun auch von Österreich geplanten automatischen Datenaustausch mit EU-Partnern betrifft, sieht Stepic "keinerlei Beeinträchtigung für das Bankgeschäft". Zum derzeit vieldiskutierten Bankgeheimnis selbst wollte er am Mittwoch in der Bilanzpressekonferenz nichts sagen.
Mehr notleidende Kredite
Im Schlussquartal 2012 ist die RBI mit einem Minus von 117 Millionen Euro abschreibungsbedingt in die Verlustzone gerutscht. Obwohl der Netto-Gewinn im Gesamtjahr um ein Viertel auf 725 Millionen Euro schrumpfte, soll eine höhere Dividende von 1,17 (nach 1,05) Euro je Aktie ausgeschüttet werden. Für heuer rechnet Stepic mit einem stabilen Niveau bei den Kreditrisikovorsorgen, im Vorjahr lagen diese bei rund einer Milliarde Euro. Der Anteil der faulen Kredite am Gesamtkreditbestand stieg 2012 von 8,2 auf 9,8 Prozent.
Eine Kapitalerhöhung, abhängig vom Marktumfeld, ist für Stepic weiter eine Option. Die RBI könnte damit einen Teil der Staatshilfe (1,75 Milliarden Euro) zurückzahlen. Zuletzt lag die Kapitalquote mit 10,7 Prozent weit über den Vorgaben der Regulatoren.
Weitere Banken im Kernmarkt Osteuropa zu kaufen hat die RBI derzeit zwar nicht aktiv vor. Stepic will aber die Augen offenhalten und gegebenenfalls zuschlagen, wenn Mitbewerber dort den Rückzug antreten. In Rumänien stehen gerade Assets von zwei zypriotischen Banken zum Verkauf. Dazu Stepic: "Wir schauen uns generell alles an."
Als Gesamtbezug für 2012 hat Stepic 4,9 Millionen Euro, davon 3,3 Millionen aus einem Bonusprogramm, kassiert. Zwei Millionen hat er jedoch retourniert - "in einem Akt der Solidarität". Dieser Schritt sei von ihm ausgegangen, so Stepic. Er habe selbst etwas tun müssen, zumal er in der RBI angesichts der Krise in Europa überall den Sparstift angesetzt habe.