Knappes Rennen mit drei Favoriten. | Neuer Anlauf zur Wiedervereinigung der Insel fraglich. | Nikosia. Aus Athen, Thessaloniki, London kamen sie angeflogen. Allein am Donnerstag wickelten die Cyprus Airways 38 Flüge vor allem für Wähler ab, meldete die Fluglinie. Zyprioten aus dem Ausland strömen in ihre Heimat, um bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag ihre Stimme abzugeben. Denn das Votum wird vielfach als entscheidend für die nahe Zukunft der geteilten Mittelmeerinsel angesehen.
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Die drei Favoriten liefern sich dabei laut Umfragen ein derart knappes Rennen, dass ein zweiter Urnengang unausweichlich erscheint. So gut wie fix wird Amtsinhaber Tassos Papadopoulos zur Stichwahl am 24. Februar antreten. Sein Herausforderer wird wohl entweder der Ex-Koalitionspartner und Vorsitzende der linksgerichteten AKEL (Fortschrittspartei des Werktätigen Volkes), Demetris Christofias, sein oder der konservative EU-Abgeordnete und ehemalige Außenminister Ioannis Kassoulides. Beide liegen in Umfragen knapp hinter Papadopoulos. Den anderen sechs Kandidaten werden kaum Chancen eingeräumt.
Knapp 516.000 Menschen sind zu den Urnen gerufen; in den Wählerlisten haben sich 390 türkische Zyprioten registrieren lassen. Und der Präsident, den sie für fünf Jahre wählen, spielt nicht nur eine repräsentative Rolle. Er ist gleichzeitig Regierungschef, bestimmt die Zusammensetzung des Ministerrates und legt die Richtlinien in der Außen-, Verteidigungs- sowie Wirtschaftspolitik fest.
Innenist Außenpolitik
Innenpolitische Fragen wie soziale und wirtschaftliche Reformen waren im Wahlkampf zwar auch Thema. Doch in dem Land - das durch Stacheldraht und Pufferzonen auseinander gerissen ist, wo UN-Friedenstruppen und im Norden türkische Soldaten stationiert sind - stand etwas anderes im Vordergrund: "das Zypern-Problem".
Mit dem Terminus wird nicht nur die Teilung der Insel seit 1974 umrissen, als türkische Truppen als Reaktion auf einen von der griechischen Militärjunta gesteuerten Putschversuch in Zypern einmarschierten. Auch die Nicht-Anerkennung der Republik Zypern durch die EU-Beitrittskandidatin Türkei hängt damit zusammen. Ankara erkennt - anders als der Rest der Welt - nur die Türkische Republik Nordzypern an. Diese ist für den Süden schlicht besetztes Gebiet.
Rolle der Türkei
So ist auch für den Ökonomen Andreas Theophanous das Zypern-Problem mehr als eines zwischen griechischen und türkischen Zyprioten. "Das Problem könnte bald gelöst werden, wenn die Türkei Zypern anerkennt", sagt der Leiter des zypriotischen Think-tanks Zentrum für europäische und internationale Angelegenheiten der "Wiener Zeitung". Wie viele griechische Zyprioten ist er der Meinung, dass die Europäische Union mehr Druck auf die Türkei ausüben sollte. Denn die türkisch-zypriotischen Behörden allein könnten ohne Zustimmung aus Ankara gar nichts entscheiden.
Auch Präsident Papadopoulos wies im Wahlkampf immer wieder auf die Rolle der Türkei hin. Worauf ihm sein Herausforderer Christofias vorwarf, den Part der türkischen Zyprioten zu gering zu schätzen.
Kassoulides wiederum hielt den beiden anderen Kandidaten vor, sich zu sehr an der Vergangenheit auszurichten statt Vorschläge für die Zukunft zu machen. Denn seit der Ablehnung eines UN-Wiedervereinigungsplans im Jahr 2004 durch eine Mehrheit der griechischen Zyprioten ist es bei der Lösungssuche für Zypern zu einem Stillstand gekommen.
Zwar erwartet Papadopoulos nach eigenen Aussagen noch heuer einen neuen Anlauf. Doch der wäre bei einer Wiederwahl des 74-jährigen konservativen Politikers schwierig, befürchten viele türkische Zyprioten. Ihre Hoffnungen ruhen eher auf dem linksgerichteten Christofias, dessen Partei gute Kontakte zum Norden erhält.
Auch so manche westliche Diplomaten wünschen sich inoffiziell einen "flexibleren Mann" an der Staatsspitze. Einige Beobachter warnen davor, die Bestätigung des Präsidenten könnte dazu führen, was Papadopoulos selbst vermeiden möchte: dass die Teilung zementiert wird.