Ich arbeite jetzt dreimal in der Woche als Putzfrau. Moment: Darf ich das denn? Muss ich nicht als "Reinigungskraft" arbeiten? Weil ist eine Putzfrau überhaupt jugendfrei? Klingt nämlich nicht gerade geschlechtsneutral. Obwohl: Eine Frau bin ich ja. Sogar eine gebürtige. Am Dienstag, am Mittwoch und am Freitag geh ich jedenfalls putzen. Unentgeltlich. Bzw. zahlt es die PVA, sonst würde es mich was kosten. Ach, ist das eine Umschulung? Für den Fall, dass die "Wiener Zeitung" wirklich bald Geschichte ist? Falsch. Außerdem würde mich dann doch das AMS auf diesen Kurs "Wie bewerbe ich mich richtig als Putzperson" einladen, oder?

"Ambulante Reha" nennt man das. Nicht, dass Putzen neuerdings Heilgymnastik wäre. Die einzige hauptberufliche Putzfrau in meiner Gruppe ist an besagten Wochentagen zum Beispiel mittlerweile immer krankgeschrieben und macht ihren eigentlichen Arbeitsplatz nur mehr an den putzfreien Tagen sauber, sprich am Montag und am Donnerstag (nachdem sie das anfangs obendrein noch unmittelbar vor dem Reha-Putzen gemacht hat - ganz in der Früh eben). Die ist quasi teilzeitkrank. Oder teilzeitgesund? Wir müssen also die Sportgeräte nach Gebrauch desinfizieren (die Hanteln, die Bälle, das Ergometer, jene Sprossen der Sprossenwand, die wir berührt haben . . .), und im Gegenzug dürfen wir sie gebrauchen. Ich steh eh total drauf. Schmäh-ohne.
Gut, bei der Entspannungsübung war’s vielleicht ein bissl kalt. Weil die da gründlich lüften. (Und es ist Winter, bitte.) Dabei hört sich die Anweisung "Atmen Sie in ihren linken Fuß hinein und aus diesem wieder heraus" nach einer durchaus schweißtreibenden Yogastellung an. Noch dazu, wenn die Maske dazwischen ist (zwischen dem Atem und dem Fuß). Verrenken haben sich allerdings lediglich die Gedanken dürfen. Wurscht. Beim Abwischen der Yogamatte ist mir sowieso schnell wieder warm geworden.
Zum Glück endet meine Reha schon Ende Februar. Weil mir das Putzen schön langsam doch etwas zu anstrengend wird? I wo. Weil im März die Maskenpflicht bei den Wiener Linien endet. Und ich sitze dienstags, mittwochs und freitags immerhin locker zwei Stunden in der U- und Straßenbahn. Wobei: Abgeschafft wird sie ja nicht, die Maskenpflicht. Bloß nicht verlängert, ätsch. Ob die Leute eine Maske tragen oder wohin sie husten (lieber nicht in die Armbeuge, sonst haben sie die Viren im Gewand und müssen das dauernd waschen - Klima, hallo?), das ist mir freilich inzwischen ziemlich schnurz. Seit ich Anhängerin dieser monotheistischen Religion bin (des Egoismus). Aber dann können mich halt die anderen damit piesacken, dass ich mich gefälligst an die Regeln halten soll. Konkret: ans Gesichtsverhüllungsverbot. Erinnert sich noch jemand an das? "Wer an öffentlichen Orten oder in öffentlichen Gebäuden seine Gesichtszüge durch Kleidung oder andere Gegenstände in einer Weise verhüllt oder verbirgt, dass sie nicht mehr erkennbar sind, begeht eine Verwaltungsübertretung und ist mit einer Geldstrafe bis zu 150 Euro zu bestrafen." Das ist ja teurer, als wenn man gegen die Gesichtsverhüllungspflicht verstößt. In den Öffis blecht man nur 50 Euro.
Und heißt das, wenn ich weiterhin eine Maske aufsetzen will, um nicht Corona zu kriegen, muss ich in Saudi-Arabien oder Afghanistan um Asyl ansuchen?