Mit den Body-Positivisten hab ich’s mir ja verscherzt. Weil fast 20 Kilo abnehmen, das geht gar nicht. Sein Übergewicht muss man schließlich unter allen Umständen halten, sonst ist das passiv adipöses, Tschuldigung: passiv aggressives Fatshaming denen gegenüber, die noch vollschlank sind und es lieber ebenfalls nicht mehr wären. Dass die Fastenzeit überhaupt noch erlaubt ist. (Man müsste dagegen täglich mit einem Faschingskrapfen aufbegehren.)

Ich bin inzwischen also, nein, "leerdick" vielleicht nicht, aber meine Schlankheit ist womöglich nimmer sooo gefüllt. Obwohl: Die berüchtigte Size Zero tät ich mir durchaus zutrauen. Sofern auf dem Etikett steht: "100 Prozent Elasthan." Der Heinz fährt allerdings total auf Kurven ab. Oder streng genommen überfährt er sie. Zu meinem Glück hat er nämlich vor allem ein Faible für die, die auf der Straße liegen. Und weil er sowieso mehr Bewegung machen sollte, hat er dieses neue Sportgerät ins Auge gefasst: einen Sportwagen. "Da Hyundai i20 N is ka Sportwagen." Okay, wissma bereits. Dass der ein Hot Hatch ist. Ein sportlicher Kleinwagen. Und er wäre sogar an der frischen Luft, der Heinz. Nicht, dass er von der viel mitkriegen würde, während ihm diese vom Auspuff vor ihm grad verpestet wird. ("Wieso? Den vor mir überhol ich doch.")

Bewegung im Freien täte mir auch nicht schaden. Hm. Und wie macht man das, wenn man keinen Führerschein hat und sich trotzdem schneller fortbewegen will? Na ja, entweder, man macht ihn vorher g’schwind, den Führerschein, oder kauft sich ein Fahrrad. Ach, Letzteres wird einem ohnedies nur geklaut. Gut, dann besorgt man sich halt gleich zwei Sportgeräte. Zwei Fahrräder? Damit man eines in Reserve hat?

I wo. Zwei Stecken! Zum Antauchen. Denn bei der ambulanten Reha hab ich jetzt Nordic Walking gelernt. (Das ist ein bissl wie Gehen mit Stützrädern.) Dabei bin ich selbst ohne Gehbesteck relativ flott. Beim Test (Physiotherapeutin mit Stoppuhr) hab ich in den sechs Minuten 720 Meter zurückgelegt. (Zugegeben, der Heinz hätte 23 Kilometer geschafft. Der hätte sich einfach in seinen Hyundai gesetzt. Immerhin war die Aufgabe: So schnell wie möglich.) Mein Geheimnis? Ich bin immer so spät dran. Und seit meinem Bandscheibenvorfall samt Fußsenkerschwäche kann ich nun einmal nicht laufen. Sonst wäre ich beim Gehen eh langsam. Weil ich stattdessen rennen würde.

Und wie schnell ich erst mit den Stecken sein werde. Machen die nicht alt? Ja. Man mumifiziert in Sekunden. Ich hab zumindest noch nie junge Leute damit gesehen. Wahrscheinlich, weil die eine Hand frei haben müssen. Fürs Handy. Na und? Lassen sie eben einen Stock daheim. Hat eigentlich schon wer die E-Sticks erfunden?

"Nordic Walking ist ein lauter Sport", hat meine Trainerin gesagt. Echt? Warum? Muss man da stöhnen wie die Tennisspieler und machen das die anderen Nordic Walker lediglich alle falsch? Nein, dafür muss man die Stöcke, bevor man sie, um sich abzustoßen, nach vorne zieht, hinten nachschleifen. Was? Schaut irgendwie blöd aus, oder? Uncool. Wenn nicht untot. Wir sind jedenfalls herumgeschlurft wie "The Nordic Walking Dead". Die nordisch wandelnden Toten. He, ich könnte an meine Stecken zusätzlich leere Dosen anbinden. Und mir einen Zettel auf den Rücken heften: "Just married." Nämlich frisch verheiratet mit meinem neuen Power-Ich.