Vergangene Woche war ich eingeladen, beim Pre-Opening des neuen Schauraums von Vello-Bike dabei zu sein. Bisher hatte die österreichische Faltrad-Schmiede ihren Firmensitz im alten Werkstättengebäude in der Mollardgasse 85 in Wien-Mariahilf, wo die Räder entwickelt und Prototypen gebaut wurden. Montage der Räder und Reparaturen erfolgten dann in der Fahrradwerkstatt "Radstation" am Hauptbahnhof. Was bisher fehlte, war ein Ort, die Vellos in einem ansprechenden Rahmen zu betrachten bzw. Probe zu fahren. "Wir sind froh, dass wir jetzt diesen neuen Standort haben", sagt Designer Valentin Vodev, der das Unternehmen zusammen mit Lebensgefährtin Valerie Wolff führt.
Die Stadt ist jedenfalls um ein attraktives Fahrradgeschäft reicher. Der Shop in der – stark vom Autoverkehr geplagten – Reinprechtsdorfer Straße lockt mit weiten Fensterfronten, reduziertem Innen-Design und schneeweißen Wänden. Auf den 130 Quadratmetern war bis vor kurzem noch ein Supermarkt für orientalische Spezialitäten untergebracht.
Bei der Eröffnung in der ersten Oktoberwoche fanden sich ca. 200 Leute im Vello-Shop ein. Der Abend begann mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Urbaner Raum, Mobilitätsbedürfnisse und Design", an der u.a. Thomas Madreiter (Planungsdirektor der Stadt Wien), Andrea Weninger (Verkehrsplanerin Rosinak & Partner) und Florian Lorenz ("Smarter Than Car") teilnahmen. Auch Gastgeber Vodev diskutierte mit. Faltbaren Räder, die sich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombinieren lassen, kommt eine besondere Rolle in der urbanen Mobilität zu, ist nicht nur Vodev überzeugt. Zahlreiche Hersteller haben sich mittlerweile auf dieses Segment spezialisiert, das noch bis vor wenigen Jahren vom englischen Unternehmen Brompton beherrscht wurde.
Seit bald zehn Jahren entwickelt der in Sophia geborene Vodev, der an der Angewandten in Wien sowie am Royal College of Art in London Kunst und Industrie-Design studierte, seine Vision der faltbaren Räder immer weiter. "Am Beginn von Vello stand eine Reise nach Kuba", erinnern sich Vodev und Wolff: "Mit dem Fahrrad kommst du dorthin, wo andere Touristen niemals hinkommen. Du lernst die Leute auf eine ganz andere Weise kennen."
Vodev hatte zum Erkunden des Landes auf die Schnelle drei Klappräder zusammengebaut, die sich auf der Karibik-Insel bewähren sollten. Von da an war er von dieser Mobilitätsform so begeistert, dass ihn der Gedanke an das perfekte Faltrad nicht mehr losließ. "Ich war davon überzeugt, dass Falträder die Zukunft sind", erklärt Vodev im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die nächsten Jahre waren geprägt vom Bau von Prototypen und Marktforschung. Im Jahr 2014 wurde das erste serienreife Vello vorgestellt, begleitet von einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne via Kickstarter. Es folgten zahlreiche Design-Preise
Das zunächst als KG gegründete Unternehmen wurde 2018 zur GmbH. Lebensgefährtin Wolff, die Wirtschaft und International Relations studierte und zehn Jahre lang als Entwicklungshelferin sowie für die Vereinten Nationen tätig war, überblickt die Zahlen.
Inzwischen verkaufen Vello rund 1.000 Räder im Jahr. In der dritten Generation, erklärt Vodev, seien auch die Kinderkrankheiten der ersten Entwürfe überwunden: "Bei einem kleinen Rad oder einem Faltrad, musst du genau darauf achten, dass Geometrie und Qualität der Komponenten stimmen."
2018 waren erstmals elektrifizierte Versionen des Vello im Sortiment, die – Besonderheit! – mit Energierückgewinnung ausgestattet sind, so dass sich der Akku während des Fahrens auflädt. Die Ausrichtung blieb allerdings gleich wie am Anfang: schönes Design, solide Komponenten und relativ geringes Gewicht (die Räder wiegen je nach Ausstattung zwischen zehn und vierzehn Kilogramm). Für den Frühling 2019 ist dann das Grand-Opening geplant. Glanzlicht dabei: das erste elektrifizierte Vello mit Rahmen aus Titan.