Spitznamen haben die Medien für Milva schon immer gehabt: "La Pantera di Goro" wurde sie etwa zu Beginn ihrer Karriere genannt, auch um eine künstliche Rivalität zu Mina, der "Tigre di Cremona", aufzubauen. Oder später wegen ihrer Haarfarbe (und politischen Gesinnung) schlicht "la Rossa". Einordnen konnten sie die aus der Emilia Romagna stammende Künstlerin im Laufe der Zeit immer schwerer. Denn die als Maria Ilva Biolcati am 17. Juli 1939 geborene Sängerin entzog sich recht früh den üblichen Schablonen. Begonnen hatte sie so, wie es auch die Presse gerne erzählte. Als junges Mädchen musste sie in den sogenannten "balere" (Anmk. Tanzlokale) auftreten, um für die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Familie zu sorgen. Bei einem landesweiten Wettbewerb konnte sich die junge Milva durchsetzen und schlussendlich schaffte sie es auch beim Sanremo-Festival 1961 als Dritte vor Mina zu landen.
Doch schon bald waren die klassischen, heute eher altmodisch klingenden Songs nicht genug. Milva vergrößerte Song um Song ihre musikalische Bandbreite. Sie sang leichtgängige Schlager wie "La filanda" und politische Volkslieder à la "Bella ciao". Und obendrein reichte es ihr nicht, nur in italienischer Sprache zu singen. Sie schaffte es sowohl in Frankreich als auch im deutschsprachigen Raum für Furore zu sorgen. Eine Ankündigung wie "Milva singt Brecht/Weill" reichte in den 80er und 90er Jahren schon, um garantiert Konzertsäle zu füllen. Auch als Schauspielerin war Milva aktiv, stand etwa für Werner Herzog vor der Filmkamera oder für Giorgio Strehler auf den Theaterbrettern.
Mittlerweile ist es jedoch still um die einst umtriebige Künstlerin geworden. Milva hat sich 2010 endgültig vom Showbusiness zurückgezogen. Ihr Gesundheitszustand ermögliche es ihr nicht, mit jener Qualität und Intensität aufzutreten, die sie gewohnt war, meinte sie in einem Interview. Deswegen zog sie die einzige mögliche Konsequenz, den totalen Rückzug. Im Fernsehen oder auf der Bühne hat man sie nicht mehr gesehen. Den Preis für das Lebenswerk hat vergangenes Jahr beim Festival von Sanremo ihre Tochter abgeholt und dabei Milvas Dankesrede vorgetragen, die wie ein Vermächtnis klang: "Ich war ein Mädchen als ich zum erstenmal 1961 hier her (Anmk. nach Sanremo) kam. Von da an war meine Karriere ein wunderschönes Märchen, aber alle Märchen haben ein Ende."
Milva & Ennio Morricone - D'amore si muore
Vor wenigen Monaten wieder auf Vinyl erschienen, grandiose Melodien von Morricone mit der unvergleichlichen Stimme von Milva aus dem Jahr 1972.
Alexanderplatz
Mit dem italienischen Liedermacher Franco Battiato hat Milva insgesamt drei Alben aufgenommen, darunter auch ihr letztes Werk 2010. "Alexanderplatz" stammt aus der ersten Zusammenarbeit und wurde von Milva in verschiedenen Sprachen gesungen.
Potemkin
Noch ein Song von Battiato, der ähnlich wie Milva seit einigen Jahren von der Öffentlichkeit aus Krankheitsgründen verschwunden ist.
Bella Ciao
Das Volkslied Bella Ciao ist in Italien nicht unumstritten. Denn das ursprüngliche Lied über die harte Arbeit in den Reisfeldern wurde im Zweiten Weltkrieg von den Partisanen verändert. Milva hat es schon 1965 in beiden Versionen aufgenommen.
La Filanda
In Italien wird Milva am ehesten mit diesem Lied identifiziert. Was lustig und leicht klingt, ist aber Gesellschaftkritik pur. Ein junges Mädchen, das in einer Textilfabrik arbeiten muss, wurde vom Sohn des Inhabers geschwängert und sitzen gelassen.
Milva singt Mikis Theodorakis - Sogno di Liberta ( Traum von Freiheit)
Die Liste der Künstler, mit denen Milva zusammen gearbeitet hat, ist lang. 1978 nahm sie eine Platte mit den Songs des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis auf.
Ich hab' keine Angst
Auch in deutscher Sprache sind zahlreiche Platten von Milva erschienen. Nicht nur reine Kopien italienischer Werke, sondern auch ganz eingenständige Longplayers.
Milva singt Brecht/Weill 1972
Ganz gleich ob auf Italienisch, Deutsch oder Französisch, Milva ist mit Brecht/Weill untrennbar verbunden.
Milva & Georges Moustaki - Milord - 1983
Schon in den 60er Jahren sang Milva Songs von Edith Piaf, etwa "Milord".
Parlez-moi d'amour
Ein Evergreen, der auch von Woody Allen für die Filmmusik von "Midnight in Paris" verwendet wurde.