Wer hätte sich das damals gedacht, als man in einer "Straßenbahn Richtung Favoriten" vom "Nackerten im Hawelka" sinnierte, dass nur eine Dekade später Austropop-Songs die Hitparaden aller Welt erobern sollten!? Gut, "aller Welt" ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber jene der USA, Deutschlands, Italiens, Großbritanniens und Frankreichs - um nur einige zu nennen - ist ja auch nicht schlecht.
Dass Musik Grenzen überwinden kann, ist allgemein bekannt. Doch so leicht ist es dann doch wieder nicht. Falcos erster großer internationaler Hit, "Der Kommissar", schaffte es in den USA nur in der Cover-Version von After the Fire in die Billboard-Charts (immerhin an die fünfte Stelle). Da musste dann schon Wolferl Mozart mithelfen, damit Hansi Hölzel aus Wien unter seinem Alter Ego Falco mit "Rock Me Amadeus" 1986 an die US-Hitparaden-Spitze gelangte. Nur wenige Wochen davor war übrigens ein anderer Österreicher mit einem mitkomponierten Song ganz oben angekommen: Peter Wolf schaffte mit Starship übrigens zwei Mal die Nummer 1 der Billboard-Charts ("We Built This City", "Sara").
Falco - Der Kommissar - 1981
Opus - Live is Life - 1984 - mit Maradona
Auch die Gruppe Opus schaffte es in den 80er Jahren ganz nach oben. Zunächst wurde sie mit dem Song "Flying High" bekannt, ehe 1985 mit "Live is Life" der große Durchbruch gelang. Und auch heute noch ist dieser Song weltweit populär. Vor wenigen Wochen wurde er von vielen Medien anlässlich des Todes des argentinischen Fußballers Diego Maradona erneut in Erinnerung gebracht. Das Aufwärmtraining von Maradona im Dress des SSC Neapel zur Musik von Opus wurde millionenfach auf Youtube aufgerufen.
DÖF - Codo - 1983
An die Erfolge von Falco und Opus kam DÖF ("Deutsch-Österreichisches Feingefühl") zwar nicht heran, aber das Projekt von Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen konnte zumindest mit der Single "Codo" dank der Humpe-Schwestern (Annette - Ideal, Ich + Ich - produzierte, Inga - Neonbabies, 2Raumwohnung - sang) in Deutschland an die Charts-Spitze stürmen. Auch in Dänemark kam man mit der Nachfolgesingle "Taxi" zur Verwunderung von Prokopetz in die Charts.
Franz Morak - Sieger sehen anders aus - 1983
International konnte sich Franz Morak mit seinem "schneeweißen New-Wave-Schizo-Punk" nicht behaupten, den größten Erfolg feierte der Burgschauspieler auf der Politik-Bühne. Er wurde unter Schwarz-Blau im Jahr 2000 Staatssekretär für Kunst und Medien. Sein Song "Sieger sehen anders aus" erlangte dadurch erneut Bekanntheit.
Hansi Lang - Keine Angst - 1982
Die große Popwelt durfte Hansi Lang nur als Vorprogramm von David Bowie oder Supertramp erschnuppern. In Österreich war der Musiker allerdings schon früh eine Kultfigur. In den 70er Jahren war er bei Wickerl Adams Hallucination Company dabei (u.a. an der Seite von Falco), danach begann eine kurze, intensive Solo-Karriere, die durch gesundheitliche Probleme aber jäh unterbrochen wurde. Hansi Lang starb im Jahr 2008.
Hansi Dujmic - Ausgeliefert - 1986
Eine ähnliche Lebensgeschichte kann leider auch von Hansi Dujmic erzählt werden. Doch während Lang seine Drogenkrankheit längerfristig in den Griff bekam, starb Dujmic 1988 an einer Überdosis. Und wie man es im Laufe der Rockgeschichte schon mehrmals davor erlebt hatte, kletterte seine Single "Don't Say No" posthum an die Spitze der heimischen Charts. Heuer wurde sogar in Wien eine Gasse bei Schloss Neugebäude in Simmering nach dem Sänger benannt.
STS - Fürstenfeld - 1984
Es war schon ein gewisser Affront, den die Steirer Steinbäcker, Timischl und Schiffkowitz im Sommer 1984 gegenüber der Wiener Musikszene begingen. Schon davor hatte ja ein Grazer Politiker den Südbahnhof als "schönsten Ort der Bundeshauptstadt" bezeichnet, da man diese dort schnellstmöglich verlassen konnte. Nun war Wien samt Musik-Szene-Treff U4 zu viel für die "oarmen Steira-Buam". Der Song fand trotzdem auch in Wien Anklang und wurde später sogar zum ersten Wiesn-Hit.
Edelweiss - Bring me Edelweiss - 1988
Ein One-Hit-Wonder waren Ende der 80er Jahre Edelweiss. Ein ABBA-Song ("SOS") wurde frech umgetextet und schlug dermaßen ein, dass nicht nur in Österreich, sondern sogar in diversen europäischen Ländern die Hitparaden gestürmt wurden. Dancefloor made in Austria, Jahrzehnte später noch erfolgreicher von DJ Ötzi dargereicht ("Hey Baby (Uhh, Ahh)" schaffte es sogar an die Spitze der britischen Charts). Ein Comeback-Versuch scheiterte, stattdessen fanden sich Edelweiss in der Chronik-Berichterstattung wieder...
Neue Deutsche Welle und musikalische Austriaca - noch mehr Austropop-Songs der 80er in der nächsten Folge.