Allgemein verbindet man den Austropop eher mit der geglückten Verschmelzung von Folk, Pop und sogar Jazz mit Volksmusik-Elementen. Dass dies allerdings nur einen kleinen Bereich des Genres betrifft, ist spätestens dann offenkundig, wenn man an Künstler wie Falco, Supermax oder Opus denkt. Der Austropop wird eher von der Herkunft der Musiker geprägt (und auch das ist nicht in Stein gemeißelt, man denke nur an Maria Bill oder Alexander Goebel), als von der musikalischen Richtung. So verwundert es auch nicht, dass spätestens zu Beginn der 80er Jahre die Neue Deutsche Welle auch in Österreich voll durchschlug.

Minisex - Ich fahre mit dem Auto - 1982

Einer der prominentesten Vertreter dieser neuen Richtung war Rudi Nemeczek mit seiner Band Minisex. In der ersten Hälfte der 80er Jahre prägten sich die Minisex-Songs wie wenige andere in das Gedächtnis der österreichischen Zuhörer. Es waren knappe Zeilen mit vordergründigem Nonsens-Charakter wie "Ich fahre mit dem Auto, alles geht so schnell, rechts der Berg und links die Schlucht, und über mir der Himmel so blau blau blau...", die zum Mitsingen einluden. Bei genauerer Betrachtung war dann der Song nicht wirklich so fröhlich. Für die Topplätze der Hitparade reichte es damals nicht, doch haben sich Songs wie "Eismeer" oder "Du kleiner Spion" bis heute nicht abgenutzt.

Tom Pettings Hertzattacken - Bis zum Himalaya - 1983

Wenn man von Rudi Nemeczek spricht, dann ist Eberhard Forcher gedanklich nicht weit weg. Denn die beiden Musiker haben zu Beginn der 80er Jahre das Plattenlabel Schallter gegründet. Forcher war mit seiner Band Tom Pettings Hertzattacken zwar nicht so erfolgreich, konnte aber als Radiomoderator viele Hörer begeistern. Damals hatte Ö3 noch Ecken und Kanten und Platz für Sendungen wie "Nachtexpress" oder die "Musicbox". Mit dem Song "Bis zum Himalaya" gelang dann 1983 ein nennenswerter Erfolg.

Babsi Balou - Hochsaison im Eissalon - 1983

In der Ö3-"Musicbox" tummelten sich zahlreiche äußerst umtriebige Moderatoren. Einer davon hieß Günter Brödl. Und da wird einem österreichischen Musikhörer gleich warm ums Herz. Ja, genau der Günter Brödl, der den Ostbahn-Kurti erfand. Für Babsi Balou alias Sabine Chalupa schrieb er 1983 unter dem Pseudonym R.Rille diesen Sommerhit.

Ostbahn-Kurti & Die Chefpartie ‎– Feuer - 1985

Die erste Ostbahn-Kurti-Single erschien 1985 mit dem Cover des Bruce Springsteen-Klassikers "Fire". Brödls Fiktion, er hatte in den 70er Jahren den Künstler kreiert, wurde somit Realität - und überlebte den Schöpfer.

Cosmetics - Hello Man - 1981

Einen kurzen Höhenflug hatte die Band Cosmetics zu Beginn der 80er Jahre. Die Gruppe um Sängerin Brigitte Seuberth (Minisex, Gitti & Gary) schaffte mit "Hello Man" 1981 einen Überraschungshit, ehe sie nach nur einer Langspielplatte in der Versenkung verschwand.

Drahdiwaberl - Fleischwolf - 1983

Die Kultband der Austropop-Szene waren die Anarcho-Rocker Drahdiwaberl. In den 80er Jahren wurden sie mit Hits wie "Plöschberger" und Auftritten bei und mit Kottan ("Lonely") ein wenig zahmer. Nicht nur Falco, sondern auch Jazz-Gitti war eine Zeit lang mit von der Partie - etwa beim Song "Fleischwolf" aus dem Jahr 1983.

Ronnie Urini & Die Letzten Poeten - Niemand hilft mir - 1982

Apropos Kultstatus: Auch der Austropop hatte gewissermaßen eine Underground-Szene. Dort war ein gewisser Ronald Frederic Iraschek der Hecht im Karpfenteich. Als Ronnie Urini (heute: Ronnie Rocket) bediente er sich bei Songs von Kollegen und hatte Mini-Hits, wenn man es so sagen will. "Niemand hilft mir" stammt etwa von der Linzer Band Willi Warma, einige Jahre später coverte Ronnie mit Venus den Lee-Hazlewood-Klassiker "Summer Wine".

Willi Warma - Stahlstadtkinder - 1981

Die Linzer Band um Kurt Holzinger und Peter Donke hat ihren Namen von einem Sexartikel abgeleitet, musikalisch war sie dem Punkrock verpflichtet. Mit Songs wie "Stahlstadtkinder" und "Niemand hilft mir" haben sie ein Stück österreichischer Musikgeschichte geschrieben, ganz abseits von Ö3. Der Sender boykottierte die Band, die sich schon 1983 auflöste.

Blümchen Blau & Waluliso - Wie bauen ein Haus - 1982

Und um das Thema Kult abzuschließen, folgt noch eine witzige Zusammenarbeit: Blümchen Blau, die mit dem Song "Flieger" einen NDW-Meilenstein gesetzt haben (eine gleichnamige CD-Serie heißt so), arbeiteten 1982 mit dem Wiener Friedensaktivisten und Toga-Träger Waluliso zusammen: ein Stück Musik- und Zeitgeschichte.

Claudia Robot - Scherbenlilli - 1982

Und noch ein Song aus Oberösterreich. Die aus Steyr stammende Claudia Robot konnte mit "Scherbenlilli" zu Beginn der 80er auf sich aufmerksam machen. Aufgenommen im "elektronischen Försterhaus" mit Musikern wie Klaus Prünster ("Wunderwelt") und Hubert Bognermayer (Eela Craig), wobei Letzterer auch die Platte produzierte.