Studentenunruhen in Rom und Paris, die Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy, die Niederschlagung des Prager Frühlings: 1968 bleibt als Jahr des gesellschaftlichen Aufbegehrens und der Revolte in der kollektiven Erinnerung. Die musikalische Untermalung klingt heute teilweise allzu lieblich, war und ist aber nicht immer so, wie man es zunächst vermeint. Natürlich dominierten auch 1968 Liebes- und Beziehungslieder (in Österreich ließ Heintje mit seinem Hit "Mama" die Mütterherzen schmelzen), doch es machten sich immer mehr Songs mit gesellschaftlichen Themen in den Hitparaden breit.
Revolution - The Beatles
Die Beatles präsentierten etwa mit dem Song "Revolution" die Antwort auf die gesellschaftlichen Ereignisse. Wobei es im Grunde John Lennon war, der mit dem Song ein Statement abgeben wollte und sich dabei von Gewalt und Mao-Verherrlichung abwandte. Der Song erschien in diversen Fassungen auf dem "White Album" sowie als B-Seite der Single "Hey Jude".
Say it loud I'm black and I'm proud - James Brown
James Brown hatte nach der Ermordung von Martin Luther King seine Botschaft gleich in den Songtitel gepackt. "Say it loud! I'm black and I'm proud" war das Signal, dass die Zeit der Demütigungen für die Afroamerikaner endgültig vorbei war.
Mrs. Robinson - Simon & Garfunkel
Den Soundtrack einer ganzen Generation gelang ungewollt Simon & Garfunkel mit dem Song "Mrs. Robinson". Von Regisseur Mike Nichols dazu gedrängt, einen neuen Song für den Film "The Graduate" beizusteuern, zauberte man einen unfertigen Entwurf namens "Mrs. Roosevelt" aus dem Hut, der schlußendlich als "Mrs. Robinson" für Furore sorgte. Die Filmversion entspricht dabei nicht ganz jener, die später auf Langspielplatte landete.
Fire - The Crazy World Of Arthur Brown
Der einzige Hit des Briten Arthur Brown war Teil eines Konzept-Albums. Dies führte dazu, dass noch heute als Interpret der Name der Langspielplatte "The Crazy World Of Arthur Brown" angeführt wird. Brown konnte auch auf der Bühne mit Gesichtsbemalung und Kerzenhut für Furore sorgen.
With a Little Help From My Friends - Joe Cocker
Joe Cocker griff immer wieder auf Songs von bekannten Kollegen zurück. Mit dem Song der Beatles gelang ihm sein größter Erfolg. Schon 1968 ein Hit wurde seine Interpretation beim Woodstock-Festival im Folgejahr zum absoluten Soundtrack der Woodstock-Generation.
Piece of my Heart - Janis Joplin
Schon 1967 hatte die Schwester von Aretha Franklin, Erna, mit "Piece of My Heart" einen Hit gehabt. Doch Janis Joplin prägte dem Song im Jahr darauf noch ihren eigenen Stempel auf. Zum Top-Hit reichte es 1968 noch nicht, der Texanerin gelang es erst mit dem posthum erschienenen "Me And Bobby McGee", die Spitze der Singles-Charts zu erobern.
Slip Away - Clarence Carter
Noch heute mit über 80 Jahren aktiv, hatte Clarence Carter 1968 seinen großen Durchbruch. Der Song besticht durch seinen getragenen Soul und den nicht ganz jugendfreien Text.
Just Dropped In (To See What Condition My Condition Was In) - Kenny Rogers & The First Edition
Auch jüngere Generationen kennen dank "The Big Lebowsky" den Song von Kenny Rogers & The First Edition. Geschrieben von Mickey Newbury war der Song zunächts 1967 von "The Killer" Jerry Lee Lewis interpretiert worden. Rogers sang seine Version nur, um den Erstling der First Edition zu füllen. Es fehlte nämlich noch ein Song, um die Platte abzuschließen. Der Produzent der Platte Mike Post bezeichnete den Song über Junkies vollkommen treffend als "Dope and Roll".
Azzurro - Adriano Celentano
Einfach ist es nicht, Adriano Celentano zum Singen bestimmter Songs zu verführen. Doch Paolo Conte gelang es schlussendlich im Jahr 1968. Mit "Azzurro" hatte il molleggiato seinen zweiten Nummer-1-Hit im Jahr 1968 in Österreich und einen Welterfolg.
(Sittin' On) The Dock Of The Bay - Otis Redding
Es ist schon eine gewisse Ironie des Schicksals, dass der erste Nummer-eins-Hit eines Künstlers in den Billboard-Charts posthum erfolgt. Ottis Reding hatte 1967 während einer Regenerationsphase nach einer Stimmbänder-Operation den Song geschrieben, der Freunden und Kollegen zunächst gar nicht gefallen hatte. Zuviel Pop, zuwenig Soul, so die Kritik. Doch nach seinem Tod im Dezember 1967 erwies sich der Song als weltweiter Mega-Hit und Reddings Name bleibt bis heute einer der wichtigsten der Soul-Musik.
Tighten up - Archie Bell & The Drells
Als der Song die Hitparaden stürmte, lag Sänger Archie Bell im Militärspital. Er war im Vietnamkrieg am Bein verwundet worden. Der Tanzsong mit durchaus zweideutiger Botschaft verkaufte sich binnen kürzester Zeit vier Millionen Mal.
The Weight - The Band
Mit diesem Song hat sich die einstige Gruppe von Bob Dylan endgültig vom Altmeister emanzipiert. Aus dem Album "Music From Big Pink" sorgt der Song noch heute für Rätselraten. Die Band Nazareth benannte sich nach dem im Song erwähnten Ort in Pennsylvania. Und obwohl das Lied im Film "Easy Rider" verwendet wurde, findet sich im Soundtrack zum Film aus rechtlichen Gründen nur eine Coverversion.
All Along The Watchtower - Jimi Hendrix
Die ersten Platten von Bob Dylan nach dem Motorradunfall im Sommer 1966 wurden von Fans und Kritikern nicht wirklich goutiert. Erstaunlicherweise hat aber ein Song aus der LP "John Wesley Harding" den Sprung zum Allzeit-Hit geschafft. Gitarrenikone Jimi Hendrix verpasste dem apokalyptischen Song das passende musikalische Kleid.
Master Jack - 4 Jacks and a Jill
Ein Hit aus Südafrika als Kritik an der Apartheid. Lieblich gesungen, doch im Inhalt klar. Die Welt wie sie Master Jack sieht, ist nicht diejenige, die man selbst wahrnimmt. Songschreiber David Marks hat das Lied über einen Freund geschrieben, der sich nach der Ermordung des Ministerpräsidenten Hendrik Frensch Verwoerd mit Minenarbeitern geprügelt hatte.
Balla Linda - Lucio Battisti
Mit diesem Song begann die Hit-Karriere von Lucio Battisti. Davor vorwiegend als Songschreiber gefragt, gelang ihm mit der B-Seite der Single "Prigioniero del mondo" der Durchbruch. In den USA hatte das Lied unter dem Titel "Bella Linda" in der Version der Grass Roots Erfolg.
Private Number - Judy Clay & William Bell
Ursprünglich von William Bell und Booker T. Jones für Otis Redding komponiert, wurde der Song in der Duo-Version von Bell mit Judy Clay ein Hit. Noch heute darf Bell den Song mit Größen der Pop-Musik wie Sharleen Spiteri (Texas) oder Joss Stone singen.