Immer wieder zeichnen Medien ein Bild des Schreckens. So berichtete der "Stern" bereits 1993 von der Klassen-"Front": "Das hier ist brutaler Krieg. Sie bewaffnen sich mit Messern, Pistolen und Knüppeln, schlagen sich krankenhausreif, erpressen Schutzgelder - an vielen deutschen Schulen herrschen Angst und Schrecken." Dies zeigt, dass Gewalt an Schulen keine neue Entwicklung ist und Medien häufig zur Skandalisierung beitragen. So kamen Bethina Greszik, Frank Hering und Harald A. Euler 1995 zum Schluss, es handle sich bei der "Brutalisierung der Schülerschaft (. . .) um eine medienunterstützte moderne Wandersage". Wie Gewalt seriös erkannt und entgegnet werden könnte, gibt etwa die Bildungsdirektion des Kantons Zürich an: So kann unter anderem ein gefördertes gutes Schulklima zu einem deutlichen Rückgang von Gewalt führen.
Das völlig veraltete differenzierte System der Halbtagsschule ist hier nicht förderlich, weil einfach zu wenig Zeit ist. Gewalt setzt fast auch immer in der Familie an, auf die eine Schule keinen Zugriff hat. Daher sollte die Schule ein Ort des Wohlfühlens und gemeinsamen Arbeitens sein und nicht einer permanenten Prüfungssituation. Selbst dann könnte nicht alle Gewalt verhindert, aber sicher reduziert werden.
"Erziehungscamps" sind jedenfalls nicht geeignet, um Gewalt zu verhindern. Durch die zusätzliche Stigmatisierung der Schüler hätten sie eher den gegenteiligen Effekt. Wesentlich zielführender wäre es, sich des Themas Armut anzunehmen. Hiervon sind nicht 0,1 Prozent der Schüler betroffen, sondern zum Beispiel in österreichischen Alleinerzieher-Haushalten bis zu 57 Prozent. Diese jungen Menschen besuchen verstärkt die Neuen Mittelschulen (NMS) und werden häufiger, auch aufgrund völliger Perspektivenlosigkeit, gewalttätig. Gewalt an Schulen ist ein komplexes Phänomen, bei dem eine einfältige Ethnisierung wie seitens der FPÖ nicht nur wenig förderlich, sondern sogar schädlich für die Jugend dieses Landes ist.