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Ein Fan des israelischen Frühstücks

Von Martin Weiss

Gastkommentare
Ein Frühstück im Heiligen Land lässt keine Wünsche offen.
© Arsen Ostrovsky

Österreichs Botschafter Martin Weiss über den kulinarischen Höhepunkt am Beginn des Tages.


Tel Aviv. Wenn es stimmt, dass "das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist", wie es in einem Sprichwort heißt, dann ist man in Israel gut aufgehoben. Denn das typische israelische Frühstück ist schwer zu schlagen: Eier in jeder Variation - am besten als Shakshouka (Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Knoblauch, darin pochierte Eier, und das Ganze serviert in einer heißen, gusseisernen Pfanne), Hummus (natürlich!), geräucherter Fisch, Käse, Joghurt, Granola, Blintzes (eine Art Palatschinken, gefüllt mit Topfen), frische Fruchtsäfte (zum Beispiel Tapu-Gezer - Orangen-Karottensaft) und dazu natürlich Salate, Salate, Salate. Auch Brot gibt es reichlich, entweder Schwarz- oder Weißbrot, gerne auch Pita und natürlich Chala (jüdischen Striezel) mit hausgemachten Marmeladen.

Mit anderen Worten: Nach einem israelischen Frühstück verlässt niemand hungrig den Tisch. Eher schon verzichtet man danach auf das Mittagessen.

Die Tradition eines derart reichhaltigen Frühstücks stammt aus der Kibbuz-Bewegung. Schon vor der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 kamen junge jüdische Pioniere - meist aus Osteuropa - nach Palästina (wie es damals hieß), um das Land zu bestellen und ein neues Leben zu beginnen. Die Arbeit war nicht leicht: Große Hitze, Moskitos, harte Feldarbeit, wenig Wasser etc. - ohne ein gutes Frühstück hätte man es da nicht durch den Tag geschafft. Die Kibbuz-Bewegung hat sich seither stark verändert, das reichhaltige israelische Frühstück ist geblieben.

Insgesamt hat es die israelische Küche, haben es die israelischen Köche in den vergangenen Jahren weltweit zu hohem Ansehen gebracht: Namen wie Yotam Ottolenghi (seine Kochbücher schaffen es regelmäßig auf die Bestseller-Liste der "New York Times") oder Eyal Shani (sein Restaurant "Miznon", heute nicht nur in Tel Aviv und Wien, sondern auch schon in Paris, Melbourne und New York City, kennt heute praktische jede und jeder, der sich für gutes Essen interessiert. Und diese Küche schmeckt nicht nur hervorragend, sie ist auch sehr gesund: Das angesehene Medizinjournal "Lancet" hat erst vor wenigen Wochen erhoben, dass in Israel weltweit pro Jahr die wenigsten Menschen an einer "ungesunden Diät" sterben. Exakt sind das nur 89 von 100.000 Menschen.

© Arsen Ostrovsky

Was trinken die Israelis typischerweise zu ihrem Mahl? Der Trend zu neuen, hippen Mikrobrauereien (wie Jems oder Malka) macht auch vor Israel nicht halt, und was passt besser zu den langen, heißen Sommerabenden am Strand als ein kühles Bier? Auch der Weinbau erlebt in Israel heute einen neuen Höhenflug: Mehr als 200 Weingüter gibt es in dem kleinen Staat, und an ausreichender Sonne mangelt es nie.

Aber: Die Israelis trinken mit Maß. Im OECD-Vergleich wird nur in der Türkei mit 1,3 Litern Alkohol pro Kopf und Jahr weniger getrunken als in Israel (2,6 Liter pro Kopf). In Österreich liegt dieser Wert übrigens bei 11,4 Liter - aber unser Winter ist ja auch wirklich deutlich dunkler und länger und kälter . . .

Zum Autor

Diplomaten haben viel zu erzählen über die Eigenarten und Kultur ihrer Gastländer. Genau das machen Talya Lador-Fresher, Israels Botschafterin in Wien, und Martin Weiss, Österreichs Botschafter in Tel Aviv, für die "Wiener Zeitung" – und unterstreichen damit die hervorragenden Beziehungen der beiden Staaten. Den Auftakt macht auf Seite 16 ein persönlicher Blick auf die unterschiedlichen kulinarischen Traditionen. Fortsetzung folgt.