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Zweiter Frühling in Nippon

Von Chantana Ward

Gastkommentare

Noch im Jahr 2012 war der japanische Aktienmarkt wenig attraktiv, mit niedrigen Kapitalrenditen und sehr hohen Unternehmenssteuern. Kurzum: Im "alten" Japan kam zu wenig beim Anleger an. Das Gewinnwachstum war schwach und schwankend. Die positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre haben den fernöstlichen Inselstaat wieder in den Fokus der Anleger gerückt.

Nach den Katastrophenjahren 1989 bis 2012 glänzt die Tokioter Börse seit dem Amtsantritt von Shinzo Abe im Jahr 2012. Das "neue" Japan ist von starken Reformbemühungen geprägt und hat die klaffende Lücke bei den Eigenkapitalrenditen zum Rest der Welt in fünf Jahren geschlossen. Ein jährliches Gewinnwachstum von 20 Prozent seit 2012 ist ein weltweiter Rekordwert. Japan hat sich zum Markt für Wachstumsinvestoren gemausert. Die Unternehmenssteuerreform, Fortschritte bei der Corporate Governance, verbesserte Kapitalallokation, höhere Ausschüttungsquoten und Aktienrückkäufe zeichnen Japan heute aus. Eine Entwicklung, die sich langfristig fortsetzen dürfte und noch an weiterer Dynamik gewinnen kann.

Japanische Unternehmen werden zu Lifestyle-Marken

Japan bietet bekanntermaßen hochwertige Wachstumsunternehmen aus High-Tech-Segmenten wie etwa Robotik und Sensorik, zu denen Fanuc und Keyence gehören. Neu ist hingegen, dass japanische Unternehmen zunehmend zu Lifestyle-Marken werden. Das ist neu und für ein Land mit schrumpfender Bevölkerung nicht selbstverständlich. "Cool Japan" sorgt für eine neue Marktdynamik im Land der aufgehenden Sonne. Einer der Haupttreiber des "Cool Japan" ist die wachsende Kaufkraft der asiatischen Mittelschicht sowie deren steigendes Interesse an japanischen Marken, etwa aus den Bereichen Kosmetik und Bekleidung. Japan hat in den vergangenen Jahren einen wahren Tourismusboom erlebt, maßgeblich gestützt auf asiatische Touristen. Diese bringen die japanischen Marken nach Hause und haben zu einer Renaissance japanischer Konsumartikel geführt.

Die beliebteste Bekleidungsmarke auf der chinesischen Handelsplattform Taobao am "Single Day" im vergangenen November war beispielsweise die japanische Marke Uniqlo, und auch die beliebteste Babyflaschenmarke in China, Pigeon, kommt aus Japan. Daneben ist die japanische Windelmarke Unicharm bei der aufstrebenden chinesischen Mittelschicht äußerst populär, ebenso wie die japanische Klaviermarke Yamaha. Japanische Kosmetik von Kosé oder Pola Orbis verkauft sich auf dem asiatischen Kontinent ebenfalls sehr gut und hat zu starkem Wachstum geführt.

Von Analysten immer noch stark vernachlässigt

Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Viele asiatische Konsumenten aus Festlandchina, Hongkong, Thailand und Korea sind Fans der japanischen Kultur. Wenn man sich den Konsum von japanischen Comics (Manga), Kosmetika, Kleidung und Popmusik ansieht, wird klar, dass Japan ein Symbol der Jugendkultur in Asien geworden ist.

Die Entwicklungen des japanischen Anlagemarktes in den vergangenen sieben Jahren haben sich für viele Unternehmen, in die wir investiert sind, bereits bezahlt gemacht. Aber Japan ist immer noch ein von Analysten stark vernachlässigter Markt. Die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des "alten" Japan und der neuen Realität eines robusten und nachhaltigen Wachstumsmarktes eröffnet Investoren Chancen, wenn diese das Potenzial erkennen.

Japans Anlagemarkt hat unter Premier Shinzo Abe einen beispiellosen Wandel vollzogen.