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Klimanotstand - eine gute Idee

Von Gerhard Kohlmaier

Gastkommentare
Gerhard Kohlmaier ist AHS-Lehrer für Philosophie und Deutsch in Wien.

Ein strukturelles und systemisches Umdenken ist ein Gebot der Stunde.


In der Obersteiermark hat die kleine Gemeinde Michaelerberg-Pruggern den Klimanotstand ausgerufen. Der Gemeinderat gibt mit einem einstimmigen Beschluss der Bevölkerung zu verstehen, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel oberste Priorität in dem 1150 Einwohner zählenden Ort haben.

Ein starkes, ein wichtiges Zeichen, das hoffentlich bald zahlreiche Nachahmer finden wird. Selbstverständlich kann ein kleiner Ort allein nicht das Weltklima retten, aber er kann Zeichen setzen, entsprechende Maßnahmen ergreifen, ein strukturelles und systemisches Umdenken anregen. Letzteres ist ein Gebot der Stunde, denn Massenproduktion, Massenviehzucht, Massentourismus und Klimaschutz schließen einander aus.

Gerade im ländlichen Bereich fällt ein solches systemisches Umdenken leichter, weil die Wirkungen der Klimaveränderung auffälliger sind als im städtischen Bereich. Wenn die Wälder vor Trockenheit absterben, die Ernten durch Unwetter vernichtet werden und vieles mehr, gerät eine Jahrtausende währende Balance zwischen Natur und Mensch außer Kontrolle, und zwar unmittelbar. Für viele Städter verhindert die schier unbegrenzte Verfügbarkeit von Lebensmitteln in den Supermärkten diese unmittelbare Betroffenheit.

Wir werden eine Notstandserklärung wie in Michaelerberg-Pruggern in allen Orten und Städten unseres Landes und weit darüber hinaus dringend benötigen, denn wir müssen die Prioritäten unseres Tuns zum eigenen Wohle sowie dem der gesamten Menschheit überdenken und verändern. Solche Notstandserklärungen werden auf dem Land und in den Städten logischerweise zu unterschiedlichen Maßnahmen führen, die schnellstmöglich umzusetzen sind, um die Katastrophe noch halbwegs in den Griff zu bekommen.

Politiker, die das anders sehen, deren Prioritäten nach wie vor an einer Form von Ökonomie hängt, welche uns das momentane Schlamassel letztlich beschert hat, sollten in unserer Demokratie keinen Platz mehr haben. Auch deshalb ist dieser einstimmige Beschluss der kleinen steirischen Gemeinde zu begrüßen.