In dieser Epoche der globalen Entwicklung trifft offensichtlich die politische Botschaft von ÖVP-Chef Sebastian Kurz einen Lebensnerv. Sein Erfolg kommt also nicht aus heiterem Himmel. Auf Wikipedia hatte er jedenfalls in den vergangenen Wochen unter den Parteispitzen fast 50 Prozent der Seitenaufrufe zu verzeichnen (siehe Grafik). Der Ex-Kanzler und sein Team schaffen es, alle Monate medial eine wichtigere Sache "einzufädeln" und alle zwei Monate die "Luftraumhoheit" über die Debatte zu gewinnen.
Hat SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner die politische Mobilisierungsfähigkeit, die SPÖ aus ihrem Tief herauszuführen und vor allem auch eine kanzlerfähige Mehrheit zu finden? Für eine SPÖ, von der wohlmeinende Insider ironisch bemerken, die Parteieliten seien noch nicht beunruhigt, weil die Wahlergebnisse eh noch im zweistelligen Bereich liegen. Ein punktgenauer Vergleich der deutschsprachigen Wikipedia-Abrufe für die Amtszeit Rendi-Wagners als Ministerin vom 1. April 2017 bis 1. Dezember 2017 (also ohne Amtsantritts- und Amtsabtrittseffekte) zeigt, dass ihr schon als vergleichbarer Fachministerin in der Regierung von Kanzler Christian Kern kein wirklicher vergleichbarer politischer Kommunikationserfolg beschieden war. Vom Ministervergleich sind der damalige Finanzminister und der damaligen Vizekanzler bewusst ausgeschlossen, weil sie kraft ihrer koordinierenden Funktion in der Regierung einen gewissen Startvorteil der Medienpräsenz gehabt hätten.
Kann wenigstens der Sonnenstrahl vergangener Glorie Licht in die SPÖ-Parteizentrale in der Löwelstraße bringen? Und verblasst - wie seine Gegner hoffen, der Stern von Kurz, da er nun nicht mehr Kanzler ist? Nun, wenn der Autor dieser Zeilen eine abschließende und riskante Prognose wagt, ist es vor allem die: Kurz wird die Wahl gewinnen. Und er wird sich aussuchen können, mit wem er koaliert. Türkis wird weiter Österreich regieren - nicht nur auf Wikipedia.