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Warum Soziale Netzwerke die E-Mail nicht verdrängen

Von Eva-Maria Föda

Gastkommentare

Vor 35 Jahren erreichte die erste E-Mail den deutschsprachigen Raum. Trotz Abgesängen bleibt sie wichtigstes digitales Kommunikationsmittel.


"Michael, this is your official welcome . . ." - mit diesen Worten erreichte die erste E-Mail am 3. August 1984 den deutschsprachigen Raum. Dass Michael Rotert, damals wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Karlsruhe, und sein Informatikprofessor Werner Zorn diese Nachricht aus Massachusetts erhielten, ist nun 35 Jahre her - doch nach wie vor ist die E-Mail das bedeutendste digitale Kommunikationsmittel.

Selbst wenn wir auf WhatsApp tagtäglich dutzende Nachrichten, Sprachnotizen oder GIF-Bilder versenden, auf Teams mit unseren Kollegen kommunizieren und den Feierabend via Instagram-Story teilen, ist die E-Mail unverzichtbar. Dies beweisen auch die Ergebnisse der aktuellen Studie "E-Mail für Dich 2.0" von United Internet Media (UIM). Ein Viertel der 3000 befragten Internetnutzer in Österreich, Deutschland und der Schweiz gab dabei an, die E-Mail-Nutzung nicht missen zu wollen. Zum Vergleich: Online-Banking-Systeme sind für 20,3 Prozent, Instant Messenger für 19,4 Prozent, Suchmaschinen für 13,1 Prozent und Soziale Netzwerke für 5,5 Prozent der befragten Österreicher unverzichtbare Online-Dienste.

Immer wieder wird behauptet, dass die E-Mail vom Aussterben bedroht sei. Der "E-Mail Statistics Report" des Technologie-Marktforschungsinstituts The Radicati Group prognostiziert jedoch das Gegenteil, und zwar, dass Ende 2019 ganze 246 Milliarden E-Mails täglich versendet werden, während es 2015 noch 205 Milliarden E-Mails waren.

Und tatsächlich: Für die E-Mail sprechen so einige Argumente.
Allen voran wird sie, auch das ergab die UIM-Studie, als sicherster und vertrauenswürdigster Kommunikationskanal wahrgenommen - noch vor Instant Messengern wie WhatsApp, die in puncto Sicherheit auf End-to-End-Verschlüsselung setzen, und den Sozialen Netzwerken.

Zudem ist die E-Mail ein diskreter Weg, um zu kommunizieren - anders als bei Telefongesprächen, Skype-Calls und Sprachnotizen hört niemand mit. Und auch mitlesen ist, im Gegensatz zu öffentlichen Postings in Sozialen Netzwerken, eher kein Thema.

Eine Rückbesinnung zum persönlichen Postfach, weg von Facebook & Co., ist ein Trend, der sich auf globaler Ebene mehr und mehr abzeichnet. Der One-to-One-Austausch in Form der guten, alten E-Mail ist dabei im Privaten ebenso von Relevanz wie in der Unternehmenskommunikation. Für rund
48 Prozent der Österreicher gehört der Blick in die Mailbox laut UIM-Studie zu den ersten Aktivitäten im Tagesablauf. Durchschnittlich 21 E-Mails erhält jeder Berufstätige pro Tag - drei mehr als noch vor vier Jahren, wie der deutsche Digitalverband Bitkom 2018 ermittelt hat.

Gehören Sie zu jenen, die bereits seit einer ganzen Weile im Berufsleben stehen, sind es mit großer Wahrscheinlichkeit noch einige mehr - denn sowohl in der internen Kommunikation als auch im Kundenkontakt ist die E-Mail für viele nach wie vor das bevorzugte Kommunikationsmittel.

Soziale Netzwerke haben unsere Art zu kommunizieren revolutioniert - dennoch gehören Gerüchte über das vermeintliche Ende der E-Mail ins Reich der Märchen.

Eva-Maria Föda ist
Geschäftsführerin des Marketing-Spezialisten eyepin (www.eyepin.com).