In Zeiten von Handels- und Währungskriegen sowie verschärften Sanktionen versuchen einige Staaten, sich aus der Vormachtstellung des US-Dollars zu lösen und ihrer eigenen Währung mehr Geltung zu verschaffen. Für österreichische Unternehmen muss das nicht nur von Nachteil sein.

Gerhard Scharinger ist Leiter des Bereichs Corporate Hedging für die Region Mittel- und Osteuropa bei Western Union Business Solutions, einem auf internationalen Zahlungsverkehr und Devisenrisikomanagement spezialisierten Geschäftskundenbereich von Western Union. - © Foto Wilke
Gerhard Scharinger ist Leiter des Bereichs Corporate Hedging für die Region Mittel- und Osteuropa bei Western Union Business Solutions, einem auf internationalen Zahlungsverkehr und Devisenrisikomanagement spezialisierten Geschäftskundenbereich von Western Union. - © Foto Wilke

So viel vorweg: An der US-Währung wird noch länger kein Weg vorbeiführen. Die internationale Vormachtstellung der USA, die Größe der US-Wirtschaft und die Bedeutung des US-Aktienmarktes sind nur einige der tragenden Argumente, die dafür sorgen, dass der US-Dollar noch für geraume Zeit seine Spitzenposition behaupten wird. Doch in Zeiten potenzieller Handels- und Währungskriege, von "America first" sowie von US-Sanktionen sind Unternehmen und auch Staaten auf der Suche nach Alternativen zum US-Dollar. Und sie werden fündig: Der russische Rubel, der chinesische Renminbi und auch der Euro gewinnen mehr und mehr an Bedeutung, sowohl als Handels- als auch als Reservewährungen.

Speziell Russland ist bemüht, einerseits den Handel von Rohstoffen nicht mehr in US-Dollar abzuwickeln und andererseits seine Devisenreserven in US-Dollar zu reduzieren. Der russische Handel mit Indien wird beispielsweise schon zum überwiegenden Teil in Rubel abgewickelt. Die Devisenreserven des Landes wurden diversifiziert und zu einem Großteil in Gold, Renminbi und Euro umgeschichtet.

Durch den verstärkten Handel in Rubel versucht Russland, sich vor US-Sanktionen zu schützen und seine wirtschaftliche und politische Position zu stärken. Eines der Motive für die Distanzierung vom US-Dollar liegt darin begründet, dass jede Transaktion in US-Dollar weltweit theoretisch von den USA gestoppt werden kann. Somit wird die Währung zu einem wichtigen Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik. Welche Auswirkungen US- beziehungsweise US-Dollar-Sanktionen haben können, bekommt der Iran derzeit mit voller Wucht zu spüren.

Auch China versucht vermehrt, sich aus der Abhängigkeit vom US-Dollar zu lösen. Das "Reich der Mitte" baut derzeit seine Devisenreserven um und ist darauf bedacht, die Bedeutung des Renminbi im internationalen Handel zu steigern und seinen Berg an Devisenreserven in US-Dollar etwas schrumpfen zu lassen.

Diese Entwicklung birgt auch Chancen und Möglichkeiten für österreichische Unternehmen - und hier vor allem Importeure -, sich ebenfalls aus dem Korsett des US-Dollar zu lösen, Gewinnmargen zu steigern, Kapitalströme zu optimieren und Devisenrisiken zu minimieren. Bezahlen österreichische Unternehmen ihre chinesischen Zulieferer beispielsweise direkt in Renminbi anstatt in US-Dollar, dann können Gewinnmargen hier oft stark verbessert werden.

An den USA und dem US-Dollar wird auch in Zukunft kein Weg vorbeiführen. Jedoch dürfte der US-Dollar ernsthafte Konkurrenz bekommen und statt einer alles beherrschenden Weltleitwährung könnten sich mittel- bis langfristig zwei, drei oder gar vier Leitwährungen an den internationalen Märkten etablieren.