Innovative Start-ups müssen Neues wagen. Viele scheitern nach wenigen Jahren, die Erfolgreichen hingegen erobern Märkte auf der ganzen Welt. Ein Land, das Wachstum mit Sicherheit verbinden will, braucht nichts dringender als risikotragendes Eigenkapital. Es übernimmt das Risiko, das andere nicht tragen wollen. So sind innovative Start-ups und weltweit tätige Champions einem höheren Risiko ausgesetzt und brauchen deshalb mehr Risikokapital als andere.

Christian Keuschnigg ist Professor für Nationalökonomie an der Universität St. Gallen und leitet das Wirtschaftspolitische Zentrum WPZ in Wien. - © Wilke
Christian Keuschnigg ist Professor für Nationalökonomie an der Universität St. Gallen und leitet das Wirtschaftspolitische Zentrum WPZ in Wien. - © Wilke

Es genügt nicht, das Eigenkapital mit einbehaltenen Gewinnen anzusparen. Das würde viel zu lange dauern. Lukrative Marktanteile wären längst von der Konkurrenz besetzt. Innovative Start-ups müssen daher schnell sein, rasch wachsen und brauchen Risikokapital von außen. Die Großen holen es sich über die Börse, die Kleinen von den Beteiligungsgesellschaften.

Österreich ist in der Bedeutung der Kapitalmärkte weit abgeschlagen. Das ist mit den Notwendigkeiten eines innovativen Landes schwer vereinbar. In der Wagnisfinanzierung (Venture Capital) ist der Rückstand besonders groß.

Sabine Herlitschka ist Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria und Ratsmitglied im Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung. - © RFTE
Sabine Herlitschka ist Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria und Ratsmitglied im Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung. - © RFTE

Wagniskapital zielt auf das innovativste und riskanteste Segment der Start-up-Finanzierung und beseitigt zwei Hindernisse: Mangel an risikotragendem Eigenkapital und Managementdefizite. Wagnisfinanziers wählen unter vielen Projekten die besten aus und trimmen sie auf Wachstumskurs. Damit stärken sie innovatives Wachstum und Beschäftigung.

Wie kann Österreich die Wagnisfinanzierung stärken? Man muss an mehreren Hebeln drehen, etwa an der Beseitigung der steuerlichen Diskriminierung des Eigenkapitals, Verbesserungen im Insolvenz- und Kapitalmarktrecht und der Errichtung eines österreichischen Wachstumsfonds. Das Problem ist vor allem, dass Wagniskapitalfonds erst sich selbst Kapital von Pensionskassen, Versicherungen, Banken und anderen Investoren beschaffen müssen, ehe sie es in Start-ups investieren. Doch diese Geldgeber halten sich zurück, weil sie wenig Risiko eingehen wollen und lieber Triple-A-Anlagen kaufen. Am ehesten könnte ein Dachfonds, ein österreichischer Wachstumsfonds, helfen, der zentral das nötige Kapital beschafft und in etwa zehn private Fonds investiert, die das eigentliche Start-up-Beteiligungsgeschäft betreiben.

Damit der Dachfonds mehr Kapital etwa in Form von Anleihen aufnehmen kann, muss er Pensionskassen, Versicherungen, Banken und anderen risikoscheuen Investoren mehr Sicherheit bieten. Gibt der Staat eine beschränkte Verlustgarantie für diese Anleihen, sind sie so sicher wie Staatsanleihen. Dann können auch risikoscheue Investoren einsteigen. Das wäre ein Weg, mehr Wagniskapital in einem wenig kapitalmarktfreundlichen Umfeld zu mobilisieren.

Schon jetzt vergibt der Staat Exportgarantien mit 26 Milliarden Euro Haftungsvolumen. Ein Haftungsvolumen von nicht einmal 100 Millionen Euro könnte eine Milliarde neues Wagniskapital ermöglichen, um mit innovativen, wagnisfinanzierten Start-ups die nächste Generation von Exporteuren entstehen zu lassen.