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Aufbruch in ein neues Zeitalter der Mobilität

Von Raimund Wagner

Gastkommentare
Raimund Wagner ist seit vier Jahrzehnten Manager in der Automobilindustrie. 2015 gründete er das Beratungsunternehmen Carsulting. Seit 2016 ist er Mobilitätsberater des Landes Salzburg im Rahmen von "umwelt service salzburg" sowie klimaaktiv-Kompetenzpartner und Veranstalter des internationalen Fachkongresses "Vernetzte Mobilität" (www.vernetzte-mobilitaet.eu).
© Franz Neumayr

Die Autobranche gerät in den Strudel des automobilen Umbruchs.


Das Auto ist und bleibt auf absehbare Zeit das Verkehrsmittel Nummer eins. Doch der Konsum von Mobilität, wie wir ihn jahrzehntelang praktiziert haben, erlebt aktuell eine historische Zäsur. Vor uns liegt ein neues, multimobiles Zeitalter. Wer von der Zukunft von Mobilität spricht, ruft damit gleichzeitig Begriffe wie Nachhaltigkeit, neue Energieinfrastrukturen und postfossile Mobilitätskonzepte auf den Plan. Und: vernetzte Städte, Car-to-Car-Kommunikation, intelligente Transportsysteme und -dienstleistungen, neue Mobilitätsservices.

Die Autobranche gerät immer mehr in den Strudel des automobilen Umbruchs. E-Mobilität, Digitalisierung, autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen sind die Schlagwörter des Wandels. Diese Veränderung hat Einfluss auf die Wertschöpfung, Geschäftsmodelle und Strategien von Autoherstellern, Zulieferern und den Service. Es kommt auch zu einem "Kampf der Welten" zwischen Autoindustrie und Digital- beziehungsweise Big-Data-Playern. In den nächsten 10 bis 15 Jahren wird entschieden werden, wer die Schlüsselrolle in der Mobilität der Zukunft einnehmen wird.

Die digitale Transformation wird das After-Sales-Geschäft der Automobilbranche nachhaltig und gravierend verändern. Bei einem Pkw mit konventionellem Verbrennungsmotor werden in diesem Bereich heute durchschnittlich 700 bis 800 Euro Umsatz pro Jahr generiert, bei reinen E-Autos ist es um ein Drittel weniger.

Gleichzeitig bietet die digitale Vernetzung von Fahrzeug und Kunde Chancen für das After-Sales-Geschäft. Wer sich im Wettbewerb der Zukunft behaupten will, muss daher jetzt handeln.

Die automobile Welt verändert sich auch bezüglich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Neue Kundenbedürfnisse mit massivem Einfluss auf bestehende Geschäftsmodelle entstehen. In Ballungszentrum wird aus dem Wunsch junger Leute nach dem ersten eigenen Auto jener nach möglichst flexibler und individueller Mobilität. Die Digitalisierung der Kfz-Versicherung wird die bisher üblichen Tarifierungsmerkmale in Frage stellen und das Thema Versicherung deutlich - vielleicht sogar radikal - vereinfachen. Die Wertschöpfungsmodelle der Auto- und Versicherungsindustrie werden sich fundamental ändern.

Auch der Verkehr in der Innenstadt muss radikal geändert werden. Wir müssen den Verkehrsinfarkt in den Städten reduzieren, sie emissions- und staubfrei machen. Diesel und Benziner bleiben draußen, man fährt elektrisch oder - wenn es über die Stadtgrenze hinausgeht - einen Plug-in-Hybrid. Der Verkehr muss gebündelt werden, an Park&Ride-Stationen entsteht ein Shuttleservice, und Fahrgäste werden ans Ziel gefahren.

Voraussetzung für eine breite Kundenakzeptanz und eine zügige Verbreitung von Elektrofahrzeugen ist eine geeignete Ladeinfrastruktur. Um einen erfolgreichen Markthochlauf der Elektromobilität zu erreichen, sind die vorhandenen Lösungsansätze derzeit noch zu heterogen und bei einem beschleunigten Fahrzeughochlauf nicht mehr ausreichend. Auch die Einfachheit bei der Nutzung und Bezahlung sowie der ungehinderte Zugang zu Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum müssen weiter verbessert werden.

Fachkongress "Vernetzte Mobilität"

Zum bereits vierten Mal findet der internationale Fachkongress unter dem Motto " Aufbruch in ein neues Zeitalter der Mobilität" am 16. Jänner 2020 (9.30 bis 14 Uhr) im Rahmen der Vienna Autoshow in der Messe Wien statt (von 9:30 - 14:00 Uhr).

Anmeldung & Info: www.vernetzte-mobilitaet.eu