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Silvesterknallerei verbieten?

Von Wilhelm Westerkamp

Gastkommentare

Ein Verbot von Raketen und Böllern zu Silvester würde es wahrscheinlich nur schlimmer machen.


Zu Silvester wird wieder tüchtig gefeiert werden. Doch heuer hat sich eine verschärfte Diskussion daraus entwickelt, ob das Abschießen von Feuerwerkskörpern nicht komplett verboten gehört. In der Bevölkerung scheint es hier ein Umdenken zu geben: So sind laut einer Umfrage aus Deutschland 57 Prozent für ein Böllerverbot, wenngleich sich 84 Prozent weiterhin auf die Silvesterböllerei freuen. Schließlich ist sie seit Jahrzehnten Tradition. In Österreich herrscht etwa in Wien im gesamten Ortsgebiet striktes Feuerwerksverbot. Für Pyrotechnikartikel der Kategorie F3, wie Knallkörper und wirkungsstarke Raketen, benötigt man jetzt einen Pyrotechnikausweis. Bei Zuwiderhandeln drohen bis zu 10.000 Euro Strafe oder sechs Wochen Haft. Auch in Deutschland haben viele Großstädte, etwa Aachen, Köln und München, Verbotszonen errichtet, die von den Stadtoberen abgesegnet wurden - die Silvesterknallerei können sie aber dort nur teilweise unterbinden, denn es gibt kein generelles Verbot von Feuerwerkskörpern, wie es die Stadt Wien bereits vormacht.

Dort gab es übrigens schon vier Tage vor Silvester einen Schwerverletzten: Ein Zehnjähriger hantierte in Wien-Floridsdorf mit einem Böller, der in seiner Hand explodierte. Das Gefahrenpotenzial solcher Feuerwerkskörper

- das von Verbrennungen über Augenverletzungen und abgerissene Gliedmaßen bis hin zu Hirnschäden reicht - wurde damit einmal mehr unter Beweis gestellt.

Aber auch Haus- und Wildtiere sind zu Silvester gefährdet, denn der Lärm und das Geblitze der Feuerwerkskörper sowie der Rauchgeruch lösen bei vielen Tieren Angst und Panik aus, bis hin zur Herzattacke. Ganz zu schweigen vom Müllaufkommen durch die abgeschossenen Feuerwerkskörper in den Städten und auf Feldern und der erhöhten Feinstaubbelastung.

Doch soll man die Knallerei zu Silvester deswegen gänzlich verbieten? Dies wäre nicht hinzunehmen. Denn dem mündigen Bürger sollte wenigstens einmal im Jahr dieses Spektakel gegönnt sein, trotz vermeintlich erhöhter Feinstaubwerte, die außer einigen Wissenschaftern wohl niemanden so recht zu interessieren scheinen. Außerdem haben Verbote noch nie das erreicht, was sie eigentlich bewirken sollten. Denn sie machen es meistens schlimmer, als es vorher schon war. Im Fall eines Verbots der Silvesterböllerei würde das bedeuten, dass Böller und Raketen illegal gezündet würden. Abgesehen davon müsste ein solches Verbot auch seitens der Exekutive ernsthaft durchgesetzt werden, was bis dato nicht unbedingt der Fall ist. Alternativ zum Silvesterfeuerwerk werden jetzt "grüne" Böller angeboten, die die Feinstaubbelastung verringern sollen, was aber von wissenschaftlicher Seite her nicht gänzlich zu belegen ist.

Die deutsche Umwelthilfe hat jedenfalls für Silvester 2019/2020 in dreißig deutschen Städten ein Verbot der Böllerei beantragt. Bei den Verbotszonen zu Silvester, die nun in den heimischen Großstädten gelten, handelt es sich jedenfalls wohl um ein "Verbot Light", das die Stadtväter den Bürgern auferlegt haben und das gewisse Restriktionen beinhaltet - ein generelles Verbot der Silvesterknallerei wird es nicht geben.