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Mehr "Österreichische Schule" für Österreichs Schulen

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Die Regierung will, dass in Schulen mehr Wirtschaftswissen vermittelt wird.


Die Formulierung ist etwas schwammig, aber besser als nichts. Geht es nämlich nach der türkis-grünen Regierung, soll es künftig im Schulunterricht und in den Lehrplänen "eine Fokussierung" auf die Vermittlung von ökonomischem Wissen geben. Das ist insofern dringend nötig, als der durchschnittliche Österreicher über ein bescheiden dimensioniertes Wissen zu wirtschaftlichen Zusammenhängen verfügt. Wer nicht ausreichend imstande ist, solche Zusammenhänge zu behirnen - was nicht immer ganz einfach ist -, ist letztlich aber weder ausreichend befähigt, halbwegs fundierte politische Entscheidungen zu treffen noch seine eigene Geldgebarung rational und interessengetrieben zu managen. Ökonomische Analphabeten laufen ständig Gefahr, auf politische Rattenfänger genauso hereinzufallen wie auf windige Anlageberater.

Wobei ein Mangel an Wirtschaftswissen keineswegs ein Privileg der unteren sozialen Schichten ist - auch Mediziner, Juristen oder andere Angehörige der akademischen Eliten fallen immer wieder durch erstaunliche ökonomische Unbildung auf. Das beschädigt in letzter Konsequenz nicht nur den Wohlstand, sondern sogar das Funktionieren der Demokratie, die ja halbwegs informierter Wähler bedarf.

Junge Menschen wenigstens mit einem einschlägigen Grundwissen auszurüsten, erscheint daher mehr als sinnvoll. Ob das mittels eines eigenen Faches "Ökonomie" oder gleichsam fächerübergreifend geschieht, ist dabei nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass es endlich passiert.

Sinn hat das freilich nur, wenn die Lehrpläne gleichzeitig von jenem tendenziellen, grundsätzlich unternehmer- und marktwirtschaftsfeindlichen Bias gesäubert werden, der noch immer durch viele Lehrbehelfe irrlichtert. Ein Geraune über "die wirtschaftliche Macht multinationaler Konzerne" und "ihr fehlendes soziales Gewissen", die "weltweit Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Wirtschaftsfachleute beunruhigen", oder darüber, dass es "Regierungen und Gewerkschaften" bisher nicht gelungen ist, "die Multis in die Schranken zu weisen", macht die Schüler nicht klüger, sondern eher dümmer. (Die Zitate stammen laut "Standard" aus einem aktuellen Lehrbuch der 8. Schulstufe).

Es ist ein betrübliches Faktum, dass ausgerechnet in der Heimat der "Österreichischen Schule der Nationalökonomie" und ökonomischer Titanen wie Friedrich August von Hayek oder Ludwig von Mises auch und gerade unter Lehrern marktwirtschaftliches, liberales und unternehmerisches Denken nicht gerade übermäßig ausgeprägt ist. "Die Schulen wollen die Kinder vor dem Wirtschaftsleben schützen, statt sie zu befähigen, daran teilzunehmen", beschrieb der langjährige Erste-Bank-Chef Andreas Treichl das Problem dieser Mentalität.

Teile der politischen Klasse werden dies freilich eher als Teil der Lösung denn des Problems sehen. Denn einer Wählerschaft, die ökonomische ahnungslos ist, kann man viel leichter einreden, dass die Pensionen eh sicher sind, horrende Staatsschulden kein Problem darstellen und staatliche Eingriffe und Regulierungen alle Probleme lösen können. Und der Führungskomfort der politischen Klasse steigt halt nicht gerade, wenn das Wirtschaftswissen der Bevölkerung steigt.