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Auch das Internet muss energieeffizient werden

Von Andreas Hajek

Gastkommentare
Andreas Hajek ist führender Experte für IT-Infrastruktur bei Rittal Österreich. Der ausgebildete Naturwissenschafter hat nach dem Studium relativ bald in die EDV gewechselt und war unter anderem am Rechenzentrum der Universität Graz, bei General Electric und bei Hewlett-Packard tätig.
© Rittal GmbH

Steigender Datenverbrauch wird in Zeiten des Klimawandels zu einer immer größeren Herausforderung.


Surfen, googlen, streamen, im Online-Shop einkaufen oder via Cloud ortsunabhängig zusammenarbeiten - diese Annehmlichkeiten sind aus dem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken. Um die damit verbundenen stark steigenden Datenmengen zu verarbeiten und zu sichern, stellt die IT-Wirtschaft immer größere und leistungsstärkere Rechenzentren bereit. Hinzu kommen das intensivere Nutzerverhalten und komplexere IT-Anwendungen. Als Konsequenz steigt in diesem Bereich der Energieverbrauch in Haushalten und Wirtschaft kontinuierlich an. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Datenwirtschaft bis 2025 für rund ein Fünftel des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich sein könnte.

Die Verarbeitung und intelligente Nutzung von Daten ist ein wesentlicher Treiber für Innovation und somit das Rückgrat der digitalen Wirtschaft, auch in Österreich. Angesichts der rasanten Entwicklungen und des intensiven Wettbewerbs ist es unrealistisch, dass der Internet-Konsum von Unternehmen und Endverbrauchern abnimmt. Ganz im Gegenteil.

Während die Endverbraucher für dieses Thema sensibilisiert werden sollten, fordert der voranschreitende Klimawandel zuerst die Datenwirtschaft, konkrete Maßnahmen gegen den steigenden Energieverbrauch zu ergreifen. Beispielsweise können durch eine effiziente Kühlung und Klimatisierung bis zu 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs eines Rechenzentrums eingespart werden.

Warum wird aber so viel Energie für die Kühlung aufgewendet? Immer leistungsstärkere Rechenzentren erzeugen hohe Wärmelasten - die bisherige Praxis hat gezeigt, dass etwa eine direkte Wasserkühlung der IT-Racks im Hochleistungsbereich energieeffizienter ist als Luftkühlung. Aus diesem Grund haben sich bereits einige Betreiber von Rechenzentren dafür entschieden, lokal vorhandene Ressourcen zu nutzen und beispielsweise ihre IT-Infrastruktur mit Meerwasser zu kühlen. Auf diese alternative Methode setzt etwa das Rechenzentrum in der ehemaligen Lefdal Mine in Norwegen und bezieht zudem den Strom aus erneuerbaren Energien.

Hohes Potenzial für mehr Energieeffizienz steckt auch in der Nutzung der Abwärme beim Betrieb von Rechenzentren, die bisher meist unberücksichtigt bleibt. Durch eine direkte Kühlung der IT-Prozessoren mit Wasser können Rücklauftemperaturen von 60 bis 65 Grad entstehen - das Wasser kann dann etwa in das Fernwärmenetz eingespeist und für die Heizung umliegender Wohnungen genutzt werden.

Fazit: Die Internetnutzung wird auch in den nächsten Jahren für steigende Datenmengen sorgen. Gerade das Thema Energieeffizienz sollte zur Top-Priorität für IT-Wirtschaft und Konsumenten werden. Dabei werden sich jene IT-Infrastrukturanbieter behaupten, die einen hohen Grad an Datensicherheit und -flexibilität bieten und dem Aspekt der Umweltfreundlichkeit höchste Bedeutung beimessen. Nicht zuletzt wird diese Einstellung auch für Konsumenten relevant sein.