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Warum wir für Frauenrechte kämpfen müssen

Von Elodie Arpa

Gastkommentare
Elodie Arpa ist Jugendbotschafterin Österreichs im Europarat, Young Multiplier der Europäischen Kommission und Vorstandsmitglied des European Student Think Tank.
© privat

In der Lebensrealität der allermeisten Frauen ist Sexismus weiterhin präsent.


Vor 45 Jahren hat die UNO für den 8. März den Weltfrauentag ausgerufen, doch die Initiative, Frauenrechten einen eigenen Tag zu widmen, entstand bereits im Kampf um das Frauenwahlrecht Anfang des 20. Jahrhunderts. Seitdem hat sich vieles getan, und doch fällt es vielen Menschen immer noch schwer, sich als Feministen zu bekennen (unsere derzeitige Frauenministerin miteingeschlossen). Bis in die höchsten politischen Ämter unserer Republik hält sich das Vorurteil der zornigen, ja männerhassenden Feministin. Dabei würde eine einfache Suchanfrage genügen, um auf die Definition des Wortes Feminismus zu stoßen: "Feminismus ist ein Oberbegriff für gesellschaftliche, politische und akademische Strömungen, die für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Selbstbestimmung aller Menschen jeglichen Geschlechts eintreten." Lehnt das die Frauenministerin ab?

Es stimmt, dass sich vieles getan hat, seit 1918 endlich auch Frauen in Österreich ihr Recht auf demokratische Mitbestimmung erhalten haben. Gut ein Jahrhundert später wurde sogar die erste Bundeskanzlerin der Republik angelobt. Allerdings wurde Brigitte Bierlein nicht demokratisch gewählt. Und EZB-Präsidentin Christine Lagarde sitzt in Meetings unter 19 Nationalbankgouverneuren - als einzige Frau.

Darauf könnte man kontern: "Es gibt eben wenige qualifizierte Frauen." Oder aber man wirft einen Blick in die Statistik. Denn dann lässt sich schlecht leugnen, dass junge Frauen im Schnitt besser gebildet sind als ihre männlichen Kollegen. Und dass wir in Österreich bei der Lohnschere zugleich weiterhin unter dem EU-Durchschnitt liegen.

Warum wir auch noch heute für Frauenrechte kämpfen müssen? Es mag sein, dass rechtlich Gleichberechtigung herrscht, sexistische Gesetzesstellen umgeschrieben oder zumindest neu ausgelegt wurden. Doch in der Lebensrealität der allermeisten Frauen ist Sexismus weiterhin präsent. Eine Frau hat hübsch zu lächeln. Nimmt sie Positionen ein, spricht sie öffentlich über Sachthemen - als Journalistin oder Politikerin -, hat sie mit Hate Speech zu rechnen. Sind Vergewaltigungswünsche und Morddrohungen normal?

Zugleich werden immer mehr, immer unrealistischere Schönheitsideale durch Social Media an junge Mädchen herangetragen. Und während älteren Männern durchaus Arbeitserfolg und Lebenserfahrung zugesprochen wird, gibt es für Frauen kein Bild vom positiven Altern. Wie kann das sein? Zwar gibt es nun den Papa-Monat, doch die weibliche Doppelbelastung bleibt. Und die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird nur Frauen gestellt. Mütterdiskriminierung am Arbeitsplatz ist ganz offensichtlich ein großes Problem. Wo bleibt hier der gesellschaftliche Aufschrei?

Wir können dankbar auf die Erfolge der Frauenrechtsbewegung blicken. Doch jedes Jahr am 8. März müssen wir uns auch eingestehen, dass wir noch weit entfernt davon sind, Gleichberechtigung zu leben. Der Internationale Frauentag soll ein Weckruf für alle sein, Sexismus im Alltag mutiger zu begegnen und sich endlich - im wahrsten Sinne des Wortes - als Feminist zu bekennen.