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Fernlehre an Unis: Der nächste Kraftakt wartet schon

Von Edeltraud Hanappi-Egger

Gastkommentare
Edeltraud Hanappi-Egger ist seit 2015 Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien.
© Klaus Vyhnalek

Die Universitäten mussten hunderte Lehrveranstaltungen in kürzester Zeit neu konzipieren.


Seit mehr als 14 Tagen findet die Lehre an Universitäten nur noch via Distanz statt. Davon betroffen sind alleine an öffentlichen Universitäten rund 265.000 Studierende. Hinter der Umstellung auf Distanzlehre steckt ein immenser Kraftakt der Universitäten, allen voran der Vizerektorate für Lehre und der IT-Services.

Alleine an der WU Wien finden in diesem Sommersemester rund 1740 Lehrveranstaltungen statt, die nahezu alle auf Distanzlehre umgestellt wurden. Sie werden aufgezeichnet und zum Download zur Verfügung gestellt, oder sie finden mittels Vernetzungssoftware statt, sodass alle dem Vortrag in Echtzeit folgen und mitarbeiten können. Dafür braucht es nicht nur technisches Know-how und geeignete Instrumente, welche die verschiedenen Richtlinien erfüllen, auch didaktisch müssen die Einheiten neu konzipiert werden - und das binnen weniger Tage. Die WU Wien setzt in dieser Zeit auf ein großes Portfolio an Maßnahmen, das den Bedürfnissen der Lehrenden im Homeoffice - die häufig auch mit Betreuungspflichten konfrontiert sind -, aber auch den Studierenden, von denen zahlreiche in ihre Heimatstaaten zurückkehren mussten und daher in unterschiedlichen Zeitzonen dem Distanzunterricht folgen, gerecht wird. Ohne den immensen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich schon im Vorfeld auf die Umstellung vorbereitet haben, wäre dies in dieser kurzen Zeit nicht möglich gewesen.

Teamfähige Tools wurden evaluiert, Lizenzen gekauft, Betriebsvereinbarungen neu diskutiert, entsprechende Accounts ausgerollt, Benutzungshilfen erstellt und Hotlines aufgesetzt. Zusätzlich wurden Lehrende geschult und haben sich gegenseitig gecoacht, und natürlich wurden neue Konzepte erarbeitet, um den Studierenden weiterhin einen möglichst friktionslosen Unibetrieb zu ermöglichen.

Die Lernplattformen, auf denen etwa die Unterlagen zur Verfügung gestellt werden, verzeichnen naturgemäß derzeit immense Zuwächse bei den Zugriffen. Auf der Lernplattform der WU wurden in lernintensiven Normalzeiten bis zu 100 Zugriffe pro Sekunde verzeichnet, derzeit sind es bis zu 700. Und während im Normalbetrieb täglich 136 Gigabyte an Lernmaterialien heruntergeladen werden, sind es jetzt 1300 Gigabyte. Umso mehr freut es, dass die Systeme in dieser Ausnahmesituation bisher ausgezeichnet funktionieren.

Aber damit sind die Herausforderungen des Semesters noch nicht bewältigt. Zur Semesterhälfte sind Zwischenprüfungen und Endklausuren vorgesehen. Allein an der WU Wien sind dies für die letzte Aprilwoche mehr als 5000 Antritte. Kann der Lehrbetrieb bis dahin nicht mehr aufgenommen werden, müssen diese digital abgehalten werden, um den Studierenden den Abschluss ihrer Lehrveranstaltungen zu ermöglichen. Wir stellen uns schon jetzt darauf ein, und wir wissen: Der nächste Kraftakt wartet schon.