Zum Hauptinhalt springen

Kinder brauchen eine Perspektive

Von Beate Meinl-Reisinger

Gastkommentare
Beate Meinl-Reisinger ist Klubobfrau der Neos.

Es braucht dringend einen Stufenplan zur Öffnung der Schulen: Unterschiedliche Vorschläge liegen auf dem Tisch.


Viele Eltern befinden in der (über-)fordernden Situation zwischen Homeoffice und Homeschooling. Ich glaube, ich spreche vielen Eltern, Kindern, aber auch Pädagogen aus der Seele: Die Grenzen des Machbaren sind erreicht. Kinder brauchen ihre Schulfreunde und ihre Routinen im Schulalltag, Pädagogen ebenso - und Eltern brauchen Entlastung. Sie alle - Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Kindergartenbetreuerinnen und -betreuer und Kinder - geben ihr Bestes in dieser Situation. Danke an alle für ihren Einsatz. Ich weiß, auch aus vielen Zuschriften und persönlichen Gesprächen, wie schwierig die Situation für alle Beteiligten ist. Deshalb weiß ich auch, dass nun vor allem auf eines gehofft wird: einen Plan, wie es denn weitergehen soll.

Leider gibt es genau diesen nicht. Es gibt einen Plan, wie die Wirtschaft langsam angekurbelt werden kann. Es gibt einen Plan, wie Sportstätten langsam wieder in Betrieb genommen werden können, aber es gibt keinen Plan für die Eltern, Pädagogen und Kinder. Genau das verstehe ich einfach nicht, und das nehme ich auch nicht so hin! Ich habe das Gefühl, dass es in der Regierung wenig Verständnis für zwei berufstätige Elternteile gibt - oder für alleinerziehende Mütter oder Väter. Es scheint ein sehr altes Familienbild zu sein, von dem die Regierung hier geleitet wird: Die Frau ist eh zu Hause und kümmert sich um alles? Das ist sicher nicht die "neue" Normalität, die ich bereit bin zu akzeptieren. Das, was alle brauchen, ist Klarheit und Planbarkeit. Es sind so viele Fragen, die offen sind - in ganz vielen Bereichen. Viele Menschen fühlen sich - aus meiner Sicht zu Recht - von der Regierung im Stich gelassen. Noch dazu, da jetzt schrittweise die Wirtschaft wieder hochgefahren wird und es für viele Mütter und Väter unmöglich wird, die Kinder weiter zu Hause zu betreuen. Was mich besonders wütend macht: Gerade die Elementarpädagogen lässt man im Regen stehen - es fehlt an klaren Vorgaben zu aktuell zumutbaren Gruppengrößen. Schutzausrüstung, Abläufe wie Reinigung und Desinfektion und die Personaleinteilung: alles Themen, auf die man sich einstellen muss, wenn wieder mehr Kinder in den Kindergarten kommen.

Ich erwarte mir eine Diskussion über die Frage, wie es weitergehen kann. Vorschläge gibt es viele: Dänemark startet jetzt mit der Öffnung der Kindergärten und Schulen für die Jüngsten. Es gibt andere Varianten, die auch im Raum stehen, zum Beispiel eine Öffnung der Schulen in bestimmten Regionen, wie es etwa Landeshauptmann Peter Kaiser vorgeschlagen hat. Oder eine Öffnung der Schulen für beispielsweise zwei Tage pro Woche, damit kleinere Gruppen unterrichtet werden können. Spannende Vorschläge, die ihre Berechtigung haben - aber in Österreich wird die Diskussion darüber verweigert. Und das halte ich für mutlos und unfair - den Eltern, Pädagogen und Kindern gegenüber. Wir Neos fordern nicht weniger als Klarheit und eine Perspektive - und damit Planbarkeit. Nur so können wir allen - Eltern, Pädagogen und Kindern - die Sicherheit, die sie alle dringend brauchen und auch verdient haben, geben.