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Unternehmer, wollt ihr ewig leben?

Von Christian Ortner

Gastkommentare

Corona kann auch die Lust, sich selbständig zu machen, killen.


Dass die Corona-Krise Österreichs Steuerzahler eine astronomische Menge Geld kosten wird, ist mittlerweile trauriges Faktum. Es wird selbst in einem optimistischen Szenario Jahrzehnte dauern, diese ökonomische Bürde abzutragen. Unerfreulich genug.

Eine andere, weniger offensichtliche und trotzdem langfristig außerordentlich schädliche Folge der Pandemie dürfte sein, dass sie die Neigung junger Menschen, Unternehmer zu werden, nachhaltig beschädigen könnte. Eine künftig "größere Angst vor Unternehmertum und Selbständigkeit" ortet etwa der Ökonom Gabriel Felbermayr, Leiter des Deutschen Institutes für Weltwirtschaft: "Denn die Menschen, die in der Krise am meisten verlieren, sind doch die kleinen Selbständigen. Der Staat gibt ihnen zwar Geld, damit sie ihre Mieten und Lieferantenkredite bezahlen können. Aber sie selbst haben kein Einkommen mehr; in Deutschland fallen sie auf Hartz IV zurück, auf die Grundsicherung. Das wird vielen die Lust am Unternehmertum nehmen."

Die Diagnose stimmt natürlich genauso für Österreich. Denn in den vergangenen Monaten konnten alle jungen Leute, die mit dem Gedanken an Selbständigkeit spielen, gut beobachten, wie die Risiken verteilt sind. Während etwa die immerhin rund 750.000 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes finanziell bestens abgesichert sind und das Risiko, den Job zu verlieren, bestenfalls aus der Zeitung kennen, und die meisten Angestellten dank Kurzarbeit zwar finanzielle Einbußen, aber wenigstens weiter einen Job hatten, traf die Krise die Selbständigen mit der Wucht einer Abrissbirne.

Nun kann man bis zu einem gewissen Grade mit Recht argumentieren, dass dergleichen eben zu den Risiken von Selbständigkeit und Unternehmertum gehört. Nur: Dieses Argument wird einen jungen Menschen, der erwägt, sich mit einem kleinen Handwerksbetrieb, einem Gastroprojekt oder einem digitalen Start-up selbständig zu machen, trotzdem nicht gerade animieren, jetzt das Risiko einzugehen. Im Zweifel wird die gemütliche Karriere beim Staat, bei einem großen Konzern mit "Too-big-to-fail"-Garantie oder sonst in einer geschützten Werkstätte deutlich an Attraktivität gewinnen. Umso mehr, als ja derzeit überhaupt nicht absehbar ist, wie lange uns das Virus und seine Folgen noch begleiten werden. Sollte es in diesem oder dem nächsten Winter wieder Ärger machen, ist ein gemütlicher Job im finanziellen Nullrisiko-Ambiente sicher attraktiver, als in der Kälte des Marktes überleben zu müssen.

Gerade in Österreich ist das ein besonderes Problem. Denn schon ganz ohne Corona ist die Neigung der jungen Menschen in diesem Land, Unternehmer zu werden, im internationalen Vergleich eher überschaubar. Versiegt diese volkswirtschaftlich enorm wichtige Neigung Corona-bedingt noch weiter, droht ernstes wirtschaftliches Ungemach. Denn auch wenn das in Österreich nicht so gerne gehört wird: Wohlstand wird ausschließlich von Unternehmern und deren Mitarbeitern geschaffen und sonst von genau niemandem.

Wie der Staat in dieser Krise mit kleinen oder jungen Unternehmen umgeht - nicht nur finanziell, sondern auch über Wertschätzung und Haltung -, wird deshalb letztlich mit ausschlaggebend dafür sein, ob dieses Land seinen Wohlstand wird halten können oder eben nicht.