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Regionalflughäfen: "Fit to fly" im Post-Corona-Zeitalter

Von Anton Bucek

Gastkommentare

Gerade bei den Gesundheitschecks heißt es jetzt aufpassen, damit nicht ein neues Geschäftsmodell für Krisengewinnler entsteht.


Den Regionalflughäfen weht schon seit 20 Jahren ein starker Wind entgegen. Hat doch die EU 27 nationale Airline-Monopole zerschlagen und dafür drei System-Airline-Oligopole (Star-Alliance, Skyteam und One World) geerntet. Etwa ebenso lange werden aufwendige Security-Checks nach 9/11 immer wieder verschärft, verteuert, aber bisher noch niemals entrümpelt. Vielen Regionalflughäfen war das nicht unangenehm, machten sie doch bei erodierenden Erträgen mit den Sicherheitsgebühren ein nettes Körberlgeld, einige stöhnten wegen zu wenigen Passagieren unter den Sicherheitskosten, denn sie erreichten nicht den Breakeven-Point.

Jetzt müssen die Airports und Airlines auf nicht absehbare Zeit mit neuen Covid-19-Belastungen im Zusammenhang mit zusätzlichen Security-Aufgaben, nämlich Gesundheitschecks, rechnen. Es ist zu erwarten, dass zu den - der vermeintlichen Terrorismusabwehr seit 9/11 geschuldeten - Security-Maßnahmen noch medizinische und hygienische Auflagen nach Covid-19 hinzukommen, was auch massive Auswirkungen auf Personal- und Raumkosten durch zusätzlichen Platzbedarf bei gleichzeitigem Rückgang der Passagierzahlen haben muss.

Dann wird zum Beispiel auch für den bisherigen Musterschüler, den Flughafen Salzburg, das Körberlgeld aus dem Security-Einnahmenüberschuss nicht mehr zur Verfügung stehen, sondern das Geschäftsmodell Security wird eher ein Zuschussbereich werden. Bei erodierenden Erträgen aus dem luftseitigen Geschäft werden dann wohl die Sicherheitsgebühren stark erhöht oder sogar mehr als verdoppelt werden müssen. Erhöhungen werden dann wohl auch bei den anderen Flughafentarifen notwendig werden, aber nicht umsetzbar sein (es wird ja sogar über eine Senkung der Landegebühren bei einzelnen Flughäfen diskutiert, um wieder durchstarten zu können). Dies muss zwangsläufig dazu führen, dass bei einer nicht raschen Rückkehr zu Kosten- und Leistungsstrukturen wie vor den Covid-19-, den Air-Berlin- und AUA-Krisen eine Rückkehr in die Gewinnzone eher unwahrscheinlich sein wird.

Die Bahn als Hoffnungspartner, nicht auf Billigflieger verlassen

Die einzige Hoffnung liegt in der Erschließung neuer stabiler Märkte im Zusammenwirken mit den anderen Verkehrsträgern, vor allem mit der Bahn. Diese stabilen Märkte werden wieder Charterflüge für Reiseveranstalter sein wie zu Beginn der Höhenflüge im Airport-Geschäft und in der Akquisition neuer Routen bei den Systemoligopolisten (inklusive zum Beispiel Apex-ähnlichen Tarifen). Es wird besser sein, sich nicht auf die Billigflieger zu verlassen, denn deren Geschäftsmodell kann bei Gesundheitschecks rasch zur Kostenfalle für die Passagiere werden.

Man stelle sich vor: Ein Familienmitglied wird vor dem Einsteigen durch erhöhte Temperatur auffällig und verliert (vorläufig) den notwendigen Status "Fit to fly" und wird bis zur Klärung einer allfälligen Covid-19-Infektion isoliert! Wenn beim Security-Check etwa eine zu große Zahnpastatube entdeckt wird, dann wird diese im Abfallcontainer entsorgt. Wenn ein Mensch aber mit erhöhter Temperatur wegen Schnupfen oder sonst einem harmlosen Wehwehchen mit erhöhter Temperatur auffällt, wohin wird er verfrachtet oder zwischengelagert? Es kann davon ausgegangen werden, dass der gebuchte Flug verpasst wird.

Wer trägt die Kosten nacheinem negativen Covid-19-Test?

Also werden mehrere Fragen zu beantworten sein: Wird eine kostenlose Umbuchung für den Einzelnen und/oder die Familie oder Gruppe möglich sein? Wer wird bei einer negativen Covid-19-Testung dann für die spezifischen Testkosten und die entstandenen Zusatzkosten wie Verfall des (Billig-)Tickets, Neukauf des regulären Tickets, Hotelaufenthalt für den auffällig gewordenen Passagier, der aber dennoch Covid-19-negativ war, wegen des verpassten Fluges aufkommen? Ist dieses Risiko versicherbar? Welchen Status erhalten die mitreisenden Familienmitglieder ohne erhöhte Temperatur?

Die Beantwortung dieser Fragen wird eine Herausforderung für Konsumentenschützer, EU-Kommission, Gesundheits-, Tourismus-, Verkehrs-, Innen- und Wirtschaftsministerien. Es muss unbedingt verhindert werden, dass unter dem Titel "Gesundheitscheck am Gate" ein Geschäftsmodell für Krisengewinnler entsteht, wie es bei den bisherigen Security-Checks der Fall war, welche zum Milliardengeschäft mutiert sind. Und es gilt jetzt auch zu verhindern, dass Reisende vor dem Abflug, speziell vor dem Heimflug, selbst die Temperatur messen und sich vorher schon sicherheitshalber mit fiebersenkenden Pharmazeutika vorsorglich medikamentieren.

Auch muss angedacht werden, die Gesundheitschecks nicht zu privatisieren, sondern dass zum Beispiel Sanitätskräfte des Bundesheeres im Assistenzeinsatz diese Aufgaben für die Republik übernehmen. Denn wenn man diese Checks erst einmal einen privaten Anbieter durchführen lässt, werden wir dieses Geschäftsmodell nie mehr los, so wie Herpes.