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Das Opferfest - ein Fest für alle

Von Abualwafa Mohammed

Gastkommentare

In Zeiten von Corona zeigen viele Heldinnen und Helden des Alltags den Wert des Opferns.


Heute, Freitag, feiern die MuslimInnen weltweit das sogenannte Opferfest (Idu l-Adha oder Eid ul-Adha), das auch "al-Id-alkabir" ("das große Fest") genannt wird. Es wird des Propheten Abrahams und seines Opfers gedacht, und es ist auch die Zeit, in der die muslimische Pilgerfahrt zur Kaaba in Mekka durchgeführt wird.

Heuer fällt das Opferfest jedoch auch in die Zeit der Corona-Krise. In diesen schwierigen Zeiten zeigen viele Heldinnen und Helden des Alltags den Wert des Opferns. Es sind jene, die sich für andere einsetzen und Zeit, Kraft, Geld opfern, die Freiwilligenarbeit leisten beziehungsweise ehrenamtlich Hilfe und Unterstützung zu den Menschen bringen.

Bezug auf Abraham

Auch innerhalb der Musliminnen und Muslime sind heuer theologische Stimmen hörbar, die appellieren, den Betroffenen der Corona-Krise zu spenden, statt ein Opfertier zu kaufen. Das ist eine begrüßenswerte Entwicklung, die deutlich macht, dass Theologie und Religion für die Menschen da sind und nicht umgekehrt. Die Musliminnen und Muslime sind ein Teil der Gesellschaften, in denen sie leben, und sie sind gefragt, sich gemeinsam für das Gute einzusetzen, das Gott für alle Menschen will.

Das Opferfest bezieht sich auf die Geschichte Abrahams. Abraham steht am Anfang der jüdischen, der christlichen und der islamischen Religion. Es ist eine Aufgabe der Theologien, diese verbindende Kraft wirksam zu machen und historische Trennungen zu überwinden - etwa zu der Frage, für welchen Sohn Abrahams Gott einen Widder als Opfer sandte: Ismail oder Isaak? Beides kann nebeneinander als richtig betrachtet werden, und das Verbindende kann so über das Trennende gestellt werden. Allen drei abrahamitischen Religionen sind das Leben und die menschliche Seele heilig, was darin zum Ausdruck kommt, dass Gott nicht möchte, dass in Seinem Namen ein Mensch getötet wird.

Eine Gemeinsamkeit der Religionen ist auch das Pilgern. Der muslimische Pilgermittelpunkt, die Kaaba, wurde nach islamischer Überzeugung von Abraham errichtet. Als dieser sich wunderte, wie die Menschen zu dem Ort in der Wüste pilgern sollten, beruhigte ihn Gott: Er solle sie nur in Gottvertrauen einladen.

Zeichen gegen Rassismus

Die Pilgerfahrt ist die fünfte Säule des Islams, die üblicherweise Millionen Menschen aus aller Welt antreten. Es ist eine hochspirituelle Reise und eine Art des Vertrauens auf Gott, der Kontinuität des Glaubens, die die Gleichheit aller Menschen in den Vordergrund bringt. In der gleichen Pilgerkleidung sind Menschen aus aller Welt zur friedlichen Verehrung und spirituellen Verlebendigung versammelt - ein starkes Zeichen auch gegen Rassismus.

Das Opferfest ist ein muslimisches Fest, aber zugleich ein Fest aller Menschen. Wir feiern damit die Würde des Menschen, die Zeit, in der wir füreinander da waren, die Zeit für und mit unseren Familien, die Zeit des gesellschaftlichen Zusammenhalts.