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Rohstoffmärkte im Aufwind

Von Nitesh Shah und Mobeen Tahir

Gastkommentare

Silber übernimmt die Führung, auch Erdgas erlebte zuletzt einen Preisanstieg.


Im heurigen August verzeichneten Rohstoffe die beste Monatsperformance seit April 2016 und die zweitbeste monatliche Wertentwicklung des vergangenen Jahrzehnts (auf Grundlage des Bloomberg Commodity Total Return Index). Jedes wichtige Rohstoffsegment trug zu dieser starken Kursentwicklung bei, allen voran der Energiesektor (plus 11,2 Prozent). Erdgas erzielte in diesem Segment mit einem Zuwachs von 47,6 Prozent die höchste Kurssteigerung.

Die US-Notenbank (Fed) strebt nun "eine Inflation an, die im Laufe der Zeit durchschnittlich 2 Prozent beträgt". Tatsächlich wird die Fed eine Inflationsrate von mehr als 2 Prozent zulassen - wie lange und wie hoch, ist noch unklar. Damit will sie Perioden mit einer Inflation unter 2 Prozent ausgleichen. Inflationserwartungen auf Basis der Gewinnschwellen bei zehnjährigen Trasuries (Differenz zwischen inflationsgeschützten und nicht inflationsgeschützten zehnjährigen Trasuries, unter Verwendung von Bloomberg-Daten) und fünf-/fünfjährigen Trasuries (erwartete Inflation im Durchschnitt über den Fünfjahreszeitraum, der in fünf Jahren ab heute beginnt, unter Verwendung von Daten der Federal Reserve Bank of St. Louis) sind auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr gestiegen. Rohstoffe sind eine gute Absicherung gegen die Inflation, was einen Teil des Preisanstiegs im vergangenen Monat erklärt. Darüber hinaus war die im Vergleich zu anderen Zentralbanken lockere Politik für den US-Dollar negativ. Ein schwacher US-Dollar wirkt sich wiederum positiv auf die Rohstoffpreise aus. Der US-Dollar-Korb wird derzeit auf einem Mehr-als-zwei-Jahrestief gehandelt.

Im August 2020 erreichte der S&P 500 ein Allzeithoch. Auch Gold erreichte einen neuen Höchststand und stieg am 6. August 2020 auf mehr als 2.060 US-Dollar pro Unze. Damit übertraf es den bisherigen Höchststand vom 5. September 2011 mit 900 US-Dollar pro Unze deutlich. Das stellt die These in Frage, dass Gold nicht performen kann, wenn die Aktien auf dem Kopf stehen. Obwohl Gold seither etwas zurückgegangen ist, dürfte das Metall in einem Umfeld sinkender Anleiherenditen, steigender Inflation und eines schwachen US-Dollars gut abschneiden. Gold ist - obwohl es überhaupt keine Rendite bietet - besser positioniert als viele Anleihen, die negative Renditen bieten.

Die Einkaufsmanagerindizes für das produzierende Gewerbe erholen sich zügig, wobei die globale Messgröße Produktion und Auftragseingänge im August 2020 mit den höchsten Raten seit April beziehungsweise Juni 2018 anzeigt. Der Aufschwung wurde vor allem durch die Wiederaufnahme der Produktion und die Rückkehr der Kunden nach den Produktionssperren vorangetrieben. Da das Fertigungsgewerbe eine Hauptquelle der Nachfrage nach vielen Rohstoffen ist, werden diese Trends, wenn sie anhalten, für den Rohstoffkomplex ein gutes Zeichen setzen.

Gold und Silber erlebten im vergangenen Monat eine gewisse Preisvolatilität, als die sich aufhellende Wirtschaftsstimmung sie kurzzeitig zurückwarf. Seitdem haben sich beide Metalle erholt, wobei Silber im August um 13,8 Prozent zulegte. Industriemetalle verzeichneten ebenfalls einen starken Monat. Allmählich besser werdende Wirtschaftsdaten und reflationäre Erwartungen verhalfen diesem Komplex zu einem weiteren Monat starker Zuwächse.

Erdgas brachte den Energiekomplex im August in die Pole-Position. Ein Zusammentreffen von erleichterten Lockdown-Bedingungen, wärmerem Wetter, Hurrikan-Risiken und einem rückläufigen Angebot aus dem Nebenprodukt Erdöl trug zu einem steigenden Erdgaspreis bei.

Eine deutliche Verbesserung der Anlegerstimmung aufgrund sich verbessernder Nachfragebedingungen brachte auch den Agrarrohstoffen im vergangenen Monat signifikante Gewinne.