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Zwei "grüne" Edelmetalle

Von Nitesh Shah

Gastkommentare

Die Rolle von Platin und Palladium bei der Senkung von Kfz-Emissionen.


Global entstammen etwa 15 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen dem Transportsektor. Obwohl die Treibstoffeffizienz von Automobilen in den vergangenen Jahrzehnten verbessert werden konnte, steigen die globalen Emissionen des Transportsektors aufgrund der weltweiten Verbreitung von Autos immer weiter. Vorrichtungen zur Emissionsminderung können jedoch helfen, Kfz-Emissionen zu senken. Autokatalysatoren sind dabei eine wichtige Technologie. Sie wandeln Schadstoffe in umweltfreundlichere Gase um.

Metalle der Platingruppe - Platin, Palladium und Rhodium - sind wichtige Stoffe, die diese chemische Umwandlung herbeiführen. Autokatalysatoren wurden erstmals Mitte der 1970er eingeführt und kommen heute in fast allen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren (einschließlich Hybridfahrzeugen) zum Einsatz. Für Fahrzeuge mit Brennstoffzellen wird ebenfalls Platin (nicht Palladium oder Rhodium) gebraucht, als Hauptkatalysator in den Reaktionen zur Erzeugung von Strom und Wasser aus Wasserstoff.

2019 machten Kraftfahrzeuge 34 Prozent der Platin- und 84 Prozent der Palladiumnachfrage aus. Die Automobilbranche ist also der entscheidende Treiber für beide Edelmetalle. Strengere Emissionsvorschriften erhöhen im Allgemeinen diese Nachfrage. Sie variiert auch abhängig vom Kfz-Absatzvolumen. Historisch gesehen hatten Emissionsvorschriften stets einen größeren Einfluss auf die Nachfrage. Berechnungen des World Platinum Investment Council zufolge stieg der weltweite Kfz-Absatz zwischen 1990 und 2019 um das 1,6-Fache, während die kombinierte Nachfrage nach Platin, Palladium und Rhodium in Autos um das 6,2-Fache anstieg. Die Tatsache, dass die Nachfrage nach Metallen der Platingruppe schneller stieg als die Absatzzahlen, zeigt uns, dass eine höhere Beladung der Hauptmotor für das Nachfragewachstum ist. Emissionsvorschriften werden weltweit für private wie gewerbliche Kraftfahrzeuge strenger.

Palladium für Benziner,Platin für Diesel-Pkw

Heute gibt es eine höhere Palladiummenge in Benzin-Autokatalysatoren und eine höhere Platinmenge in Diesel-Autokatalysatoren. Beide enthalten die Metalle jedoch in einer gewissen Menge. Die katalytische Effizienz jedes Metalls wird durch Motortemperatur, Brennstofftyp, Brennstoffqualität und Haltbarkeit der Autokatalysatorbeschichtung beeinflusst. Dieselmotoren arbeiten mit niedrigeren Temperaturen als Benzinmotoren und mit einem dünneren Gasstrom, der viel Sauerstoff enthält. Unter diesen Bedingungen ist Platin ein aktiverer Katalysator für die Umwandlung von Kohlenstoffmonoxid (CO) und Kohlenwasserstoffen (HC) in harmlose Emissionen.

Die Zugabe von Palladium zum Platinkatalysator kann seine thermische Stabilität jedoch steigern. Dies ist ein Vorteil bei der Reduzierung von ausgestoßenem Dieselfeinstaub. Bei diesem Prozess wird der Feinstaub in einem Filter zurückgehalten, und die Temperatur des Systems wird erhöht, um das Material zu CO2 zu oxidieren. Bei diesen höheren Temperaturen verbessert Palladium die thermische Widerstandsfähigkeit des Katalysators und unterstützt einen optimalen Betrieb über die Lebensdauer des Fahrzeugs.

"Dieselgate" verstärkte die Nachfrage nach Palladium

Europa ist der weltweit größte Markt für Diesel-Pkw. In den restlichen Teilen der Welt sind vorrangig Benziner im Einsatz. Doch selbst in Europa werden Dieselautos immer unbeliebter - aufgrund von "Dieselgate" und strengeren Feinstaubvorschriften. Im Vergleich schneiden sie hier schlechter ab als Benzinautos.

2010 kostete Platin fast dreimal so viel wie Palladium. "Dieselgate" hat die Nachfrage von Palladium relativ zu Platin weiter gesteigert. Heute ist Palladium doppelt so teuer wie Platin. Die steigende Nachfrage und das knapper werdende Angebot von Palladium haben den Kurs in die Höhe getrieben. Diese Wertentwicklung ist freilich kein Maßstab für zukünftige Ergebnisse, da der Wert jeder Anlage fallen kann.

Ist der Austausch von Platin mit Palladium wirtschaftlich sinnvoll? Angesichts eines derartigen Preisunterschieds zwischen Platin und Palladium stellt sich die Frage, ob Platin durch Palladium ersetzt werden kann. Branchenexperten wie Johnson Matthey sehen dafür einen gewissen Spielraum, nicht notwendigerweise bei Benzinautos, sondern eher beim Austausch von Platin in Dieselautos mit höherer Platinbeladung. Automobilhersteller halten ihre Technologien jedoch gern geheim, sodass eine Einschätzung über den möglichen Umfang schwierig ist. Darüber hinaus gibt es Gerüchte, dass sie ihre begehrten Ingenieure lieber Elektrofahrzeuge entwickeln lassen, als sich mit derartige Ersatzmöglichkeiten zu befassen.

Zu beachten ist dabei: Während weltweit mehr Pkw Benzin als Diesel nutzen, kommt bei Lkw Diesel häufiger zum Einsatz. Auch hier werden die Emissionsvorschriften strenger. In Indien hat die Regierung dabei die Vorschriften für das Jahr 2020 grob an die europäischen Normen angepasst. China wird zwischen 2021 und 2023 ähnliche Normen umsetzen. Das wird die Platinnachfrage mit hoher Wahrscheinlichkeit steigern.

Zuletzt hat zwar die Corona-Pandemie zu stark sinkenden Absatzzahlen bei Pkw geführt. Angesichts der Lockerung der Lockdowns steigt die Nachfrage jedoch nun in China, Europa und den USA wieder stark. China und die USA sind hauptsächlich Benzinmärkte. Der ansteigende Absatz treibt so vor allem den Palladiumkurs an. Die sich erholenden Absätze in Europa dürften auch Platin zu einem Kurssprung verhelfen.

Südafrika ist derwichtigste Exporteur

Das Platin- und Palladiumangebot ist hochkonzentriert. Südafrika stellt fast 70 Prozent des weltweiten Platinangebots und liefert gemeinsam mit Russland etwa 70 Prozent des weltweiten Palladiumangebots. Während bei Platin heuer von einem leichten Angebotsüberschuss ausgegangen wird, befindet sich Palladium weiterhin in einem akuten Angebotsdefizit, wobei die Nachfrage weiter steigt, während das Angebot relativ stabil bleibt.

Sowohl Platin als auch Palladium sind also wichtige Materialien zur Emissionsminderung in Automobilen. Platin, das vor allem in Diesel-Pkw zum Einsatz kommt, ist in den vergangenen Jahren unbeliebter geworden. Angesichts strengerer Vorschriften für gewerbliche Fahrzeuge gehen wir jedoch von einer steigenden Nachfrage aus. Die Nachfrage nach Palladium steigt ebenfalls weiter, und es besteht ein Angebotsdefizit, bei dem wir noch für viele Jahre starke fundamentale Zahlen prognostizieren.