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Bildungsinvestitionen werfen hohe Renditen ab

Von Ulrike Famira-Mühlberger

Gastkommentare
Ulrike Famira-Mühlberger ist stellvertretende Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Gut ausgebildete Personen zahlen mehr Steuern und Sozialabgaben.


Bildungsinvestitionen erzielen nicht nur hohe individuelle Renditen, sondern auch positive gesellschaftliche Renditen. Gut ausgebildete Personen haben bessere Chancen auf dem Ar-beitsmarkt und ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko, sind in der Regel zufriedener mit ihrer Arbeit und gesünder und zahlen aufgrund des höheren Einkommens auch mehr Steuern und Sozialversicherungsabgaben. Wodurch sich Bildungsausgaben nicht nur langfristig selber finanzieren, sondern auch noch eine gesellschaftliche Rendite abwerfen.

Auch makroökonomisch spielt Bildung eine tragende Rolle: Das Wirtschaftswachstum wird langfristig vor allem durch Humankapital, Forschung und Entwicklung bestimmt. Demnach ist ein gutes Bildungssystem ein wesentlicher Bestimmungsfaktor für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Aus der Perspektive der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sind Bildungsausgaben also Investitionen und keine (Sozial)transfers. In anderen Worten: sorgen wir heute als Gesellschaft für eine gute Bildung von Kindern jener Familien, die entweder nicht die nötigen finanziellen Ressourcen oder schlichtweg ihren Kindern nicht die nötige Unterstützung geben können, dann werden diese Bildungsausgaben später uns allen zugutekommen.

Wir wissen, dass Lernfähigkeiten vorwiegend im frühkindlichen Alter geprägt werden, weshalb bildungspolitische Maßnahmen im frühkindlichen Alter am effektivsten sind. Frühkindliche Bildung fördert nicht nur die soziale und kognitive Entwicklung, sondern auch die nachfolgende Bildungsintegration für Kinder und auch deren spätere Arbeitsmarktintegration.

Zahlreiche Studien zeigen, dass Bildungsinvestitionen für Kinder mit sozialer Benachteiligung besonders effektiv sind. Unterstützungsleistungen, welche die Bildungschancen von sozial benachteiligten Kindern erhöhen, führen später zu geringeren Sozialausgaben (z. B. für Arbeitslosenunterstützung oder Sozialhilfe).

Die schlechteren Bildungs- und späteren Arbeitsmarktchancen von Kindern aus benachteiligten Familien sind ein sozialpolitisches Versäumnis sowie eine Vergeudung von Ressourcen und führen in der Regel dazu, dass später höhere Sozialausgaben notwendig sind. Was bedeutet das für Österreich? Einige Notwendigkeiten lassen sich ganz klar ableiten: (1) Ausbau von hochqualitativen Kinderkrippen. Studien zeigen einen positiven Effekt des Besuchs einer Kinderkrippe auf kognitive und nicht-kognitive Fähigkeiten und auf die Wahrscheinlichkeit, später ein Gymnasium zu besuchen.

(2) Eine wesentlich stärkere Förderung von Schulkindern aus sozial benachteiligten Familien durch mehr und speziell geschultes Lehrpersonal und (3) den Ausbau von hochqualitativen Ganztagsschulen. Für viele Kinder reichen halbtägige Volksschulen nicht aus, da sie zuhause niemand unterstützen kann. Das führt in Österreich zu einer Ungleichheit in den Bildungschancen und negativen gesellschaftlichen Auswirkungen. Dieser Kreislauf muss durchbrochen werden - um individuelle Chancen zu erhöhen und gesellschaftliche Renditen zu ermöglichen.

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