Zum Hauptinhalt springen

Der US-Präsident und die Finanzmärkte

Von David Bui

Gastkommentare

Fünf Szenarien, wie sich der Ausgang der Wahl auf die Börsen auswirken könnte.


Welche Auswirkungen wird der Wahlausgang - auch mit Blick auf künftige Mehrheiten im US-Kongress - auf die US-Aktienmärkte haben? Fünf Szenarien:

Joe Biden siegt, und die Demokraten haben die Mehrheit im Kongress: Wir würden dann wohl als Erstes einen Ausverkauf erleben. Kurzfristig wäre ein Sturzflug der Märkte aufgrund möglicher Körperschaftssteuererhöhungen denkbar. Bestimmte Sektoren, wie die Pharma- oder die Big-Tech-Branche, könnten ebenfalls mit zusätzlicher Regulierung konfrontiert werden. Bidens Nachhaltigkeitsansatz könnte sich jedoch im Laufe der Zeit als erfolgreich erweisen. Sein Plan für einen nachhaltigen Übergang der US-Wirtschaft würde den erneuerbaren Sektoren Auftrieb geben und neue Märkte und Jobs schaffen. Biden will seine Haltung zum "Green Deal" der EU einbringen und die Herangehensweise der USA an Nachhaltigkeit und Umwelt revolutionieren. Die allgemeine Idee ist klar: Er will eine moderne, nachhaltige Infrastruktur und eine gerechte, saubere Energiezukunft schaffen. Bis 2050 will er die Abhängigkeit der USA von fossilen Brennstoffen ganz auslaufen lassen.

Biden wird Präsident, die Mehrheit im Kongress haben aber die Republikaner: Da würde die Situation kurz- wie langfristig sehr viel düsterer. Ohne die Unterstützung des Kongresses wäre Biden erheblich eingeschränkt und nicht in der Lage, einschneidende Veränderungen herbeizuführen.

Donald Trump wird Präsident, aber im Kongress haben die Demokraten die Mehrheit: Seine Handlungen wären begrenzt. Dennoch würden die Märkte dank der geringeren Unsicherheit wahrscheinlich kurzfristig positiv reagieren. Trumps Tendenz zur Deregulierung der Märkte würde die Banken und die Energiewirtschaft ermutigen. Aber einige Aktien, die gegenüber China und großen Exporteuren exponiert sind, könnten leiden, da eine Fortsetzung des Handelskriegs sehr wahrscheinlich wäre. Kurzfristig würden die Auswirkungen weniger spürbar sein, da sich die Märkte an dieses Szenario gewöhnt haben.

Trump siegt, und im Kongress haben die Republikaner die Mehrheit: Für die Märkte wäre dies dank der Deregulierung zunächst zwar sehr positiv, jedoch nicht langfristig. Unternehmen könnten jedoch weiterhin nachhaltige Ziele verfolgen, wenn es für sie sinnvoll wäre und die Argumente dafür noch vorhanden wären, wie etwa im Energiesektor: Der größte US-Versorger ist jener mit dem größten Anteil erneuerbarer Energien, was zu höherer Rentabilität führt und auch einen bequemen Weg in Richtung Nachhaltigkeit ebnet.

Die Wahl wird angefochten: Das wäre das denkbar schlechteste Ergebnis, da sich die Unsicherheit und der Konflikt in Form eines großen Ausverkaufs erheblich negativ auf die Märkte auswirken könnten.

Obwohl wir die kurzfristige Bedeutung der US-Wahlen nicht außer Acht lassen wollen, verursachen sie in der Regel nur vergleichsweise kurze Störungen an den Märkten und sind auf lange Sicht von geringer Bedeutung. Firmen mit solider Politik des Dividendenwachstums sollten in der Lage sein, selbst in turbulenten Märkten stetige Erträge zu erzielen. Durch Dividenden können sie ihre Gesundheit, ihren Wert und ihre Qualität signalisieren. Unabhängig vom Unternehmen oder dessen Sektorzugehörigkeit sollte man immer beurteilen, ob der Cashflow richtig investiert ist, sei es als Investition ins Firmenwachstum oder als Dividendenausschüttung.