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Ein weiterer verlorener Matura-Jahrgang?

Von Alexander Arzberger, Maximilian Held und Leonhard Leitinger

Gastkommentare

Vor der Matura 2021 herrscht aktuell Unsicherheit statt Planungssicherheit.


Die Maturaprüfungen im heurigen Mai sorgten für nie dagewesene Herausforderungen. Während die Welt mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen hatte, wurden in den Schulen die Reifeprüfungen abgehalten. Kurzfristig anhand von Verordnungen organisiert, verlangte die Situation der Schülerschaft sowie dem Lehrkörper viel ab. Kein Wunder, schließlich konnten die Behörden auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen.

Die Aussetzung der mündlichen Prüfungen sowie andere Anpassungen wurden zwar kontrovers diskutiert, stellten sich im Nachhinein unter den Schülerinnen und Schülern aber als angemessen heraus. Dennoch resultierte die situationsbedingte Ungewissheit in einem ausschlaggebenden Stressfaktor, den es bei der kommenden Matura, die bereits in Vorbereitung ist, zu verhindern gilt. Hierbei ist ein klar kommunizierter Plan für den Ablauf der Matura essenziell.

Leider mussten Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Wochen Gegenteiliges erfahren, denn statt Planungssicherheit herrscht aktuell Unsicherheit. Und dass, obwohl man bereits seit Monaten mit einem erneuten Lockdown rechnen musste und sich auf das jetzige Szenario vorbereiten hätte können. Wo bleibt hier die Weitsicht? Nicht nur gab es in den vergangenen Wochen Stillschweigen zum Thema Matura, die Lage der angehenden Maturantinnen und Maturanten hat sich sogar akut verschlechtert. Während die vergangenen Absolventinnen und Absolventen sieben Wochen an Unterrichtszeit eingebüßt hatten, hat der aktuelle Matura-Jahrgang bereits mehr als 16 Wochen vor dem Bildschirm im Distance Learning verbracht, Tendenz steigend. Keine Frage, Distance Learning hat als notgedrungene Alternative zum Präsenzunterricht seine Daseinsberechtigung, bereitet Maturantinnen und Maturanten aber nicht ausreichend auf die Reifeprüfung vor. Weder gibt es Prüfungssituationen, noch kann der Lehrplan gut eingehalten werden, was schwere und kaum aufholbare Defizite bei vielen Schülerinnen und Schülern zur Folge hat.

Insgesamt resultieren diese Faktoren in einer unzumutbaren Ausgangslage für die Absolventinnen und Absolventen der Matura 2021, wenn man bedenkt, dass bis jetzt keinerlei Informationen und keine situationsbedingten Anpassungen von behördlicher Seite kommuniziert wurden. Dabei ist es gerade jetzt von enormer Bedeutung, Lehren aus der vergangenen Matura zu ziehen und möglichst zeitnah für Klarheit und Adaptionen an die neuen Gegebenheiten zu sorgen. Leider ist dies bis jetzt nicht der Fall.

Dieser Umstand hat uns zu einer Petition ans Bildungsministerium bewegt, die den Schülerinnen und Schülern eine starke Stimme verleihen soll. Die Initiative "Fairtura" setzt auf konstruktive Vorschläge und fordert jetzt Klarheit sowie eine - den Umständen entsprechend - gerechte Matura, damit es nicht zu einer so unübersichtlichen Situation wie das letzte Mal kommen kann. Sorgen wir gemeinsam für Fairness. Machen wir von den Erfahrungen der vergangenen Matura Gebrauch und stellen rechtzeitig die Weichen für die kommende Reifeprüfung, damit wir nicht als der verlorene Matura-Jahrgang 2021 in Erinnerung bleiben.