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Der Preis des Kampfes für Glaube und Gerechtigkeit

Von Gerhard Oberkofler

Gastkommentare

Ein Jesuitenpater in Indien ist seit vier Monaten inhaftiert.


Nach seiner oft widersprüchlichen Geschichte begann der Jesuitenorden Mitte der 1960er, seinen Einsatz für den christlichen Glauben mit dem Kampf für die Gerechtigkeit zu verknüpfen. Dieser wahrhaft christliche Einsatz kann in unserer Gesellschaft nicht erfolgen, ohne, wie der damalige Generalobere Pedro Arrupe SJ (1907 bis 1991) seinem Orden in den 1970ern mit auf den Weg gab, einen Preis dafür zu zahlen - so wie es seither viele Jesuiten weltweit tun. Beispielhaft ist Daniel Berrigan SJ (1921 bis 2016), der wegen des Protestes gegen den Völkermord der USA in Vietnam von den US-Behörden als erster katholischer Priester inhaftiert und als Kommunist verfolgt wurde. Sechs Jesuitenpatres wurden 1989 im Auftrag des US-Imperialismus in El Salvador als Kommunisten ermordet. Und selbst Papst Franziskus wird von übler Nachrede aus der sich in den Institutionen des Reichtums wohlfühlenden katholischen Hierarchie verfolgt.

Den Preis des Kampfes um Gerechtigkeit zahlt aktuell auch der 83-jährige Jesuitenpater Stan Swamy SJ in Indien, ohne dass die EU oder ihre Medien das irgendwie berührte. Der Schweizer UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler stellte 2011 in seinem Buch "Wir lassen sie verhungern" fest: "Ein Drittel aller in Indien geborenen Kinder ist untergewichtig, was darauf schließen lässt, dass auch ihre Mütter stark unterernährt sind. Jedes Jahr erleiden dort Millionen Säuglinge infolge von Unterernährung irreparable Hirnschäden, weitere Millionen Kinder unter zwei Jahren verhungern." Daneben gibt es gigantischen Reichtum. Weil die Völker Indiens versuchen, aus dieser Dialektik von Reichtum und Armut zu gelangen, nehmen die Tendenzen nicht zuletzt vom Hindu-Extremismus zum offenen Faschismus zu. Morde sind an der Tagesordnung, Moscheen werden zerstört - und die Welt schaut zu.

Pater Stan setzt sich, inspiriert von der Befreiungstheologie, seit vier Jahrzehnten an der Seite der Armen und Unterdrückten, vor allem der Indigenen, ein und aus. Er ist nun schon vier Monate mit anderen indischen Menschenrechtsaktivisten inhaftiert. Ihm wird vorgeworfen, kommunistische Bewegungen unterstützt zu haben und deshalb ein gefährlicher Aufrührer zu sein. Die Solidaritätsbewegung für diesen Zeugen der Gerechtigkeit muss über die Gesellschaft Jesu hinausgehen und zu einer Priorität werden. Das wäre auch ein Signal zur Änderung der globalen gesellschaftlichen Verhältnisse.