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Kosovo braucht eine klare EU-Perspektive

Von Lulzim Pllana

Gastkommentare
Lulzim Pllana ist Botschafter der Republik Kosovo in Österreich.
© Botschaft der Republik Kosovo

Abgesehen von den Corona-Problemen bleibt der Weg in Richtung Europäische Union immer noch im Unklaren.


Ein kleines Land mitten im europäischen Kontinent feiert heuer seinen 13. Unabhängigkeitstag und wird wie kaum ein anderes Land der Region in seine Perspektive in Richtung Europäische Union herausgefordert. Abgesehen von der Corona-Pandemie, die eigene Schwierigkeiten mit sich gebracht hat, bleibt die wichtigste Angelegenheit, der europäische Weg Kosovos in Richtung EU, immer noch im Unklaren. Die vielversprochene Visa-Liberalisierung wird weiterhin in Aussicht gestellt, kommt aber aufgrund des Widerstands einiger EU-Mitgliedstaaten noch nicht zur Erfüllung. Wann es überhaupt zur Bewegungsfreiheit für die jüngste Gesellschaft Europas innerhalb des Kontinents kommen wird, bleibt ungewiss.

Die einzige Devise für die Kosovaren bleibt aber die euro-atlantische Integration. Kosovo ist auch demografisch gesehen jung, die Start-ups und Web-Entwickler im Land gehören zu den besten Europas, dazu kommen sehr bekannte Popmusiker, die das Image Kosovos in der Welt pflegen. Somit wird das Land eher eine Bereicherung für die Europäische Union sein.

Eine Mehrheit der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen hat die Republik Kosovo anerkannt und findet Gemeinsamkeiten in der staatlichen Entstehung. Bis jetzt zählt die Republik Kosovo 117 Anerkennungen. Soweit hat das Land seine internationalen Ziele mit Unterstützung der vielen Partner erreicht. Jüngst hat die Republik Kosovo, mit Unterstützung der USA, diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen, die die internationale Position des kleinen Landes stärken. Und genauso kann die EU-Diplomatie einen Erfolg erzielen, indem sie Kosovo und den jungen Europäern des westlichen Balkans eine Chance auf Zusammengehörigkeit gibt, wie zum Beispiel die Anerkennungen durch jene fünf EU-Staaten, die den ganzen Integrationsprozess schwieriger gestalten.

Auch muss der Dialog mit Serbien fortgeführt werden, da dies der Weg zu einer endgültigen Lösung für Frieden und Stabilität auf dem Balkan ist. Solch eine Versöhnung kann allerdings nur durch gegenseitige Anerkennung der Staaten Kosovo und Serbien zustande kommen. Doch solange die Europäische Union bei der Integration der Region zögert oder eventuell auch manche wirtschaftlichen Einflüsse anderer ignoriert, werden diese Probleme weiterhin auf dem europäischen Kontinent bestehen bleiben.

Österreich aber zählt zu den Staaten, die Kosovo in diesem schwierigen Integrationsprozess beistehen. Wie kaum ein anderes Land der Europäischen Union hat sich Österreich historisch, aber auch in der jüngeren Vergangenheit für Kosovo und den westlichen Balkan insgesamt engagiert. Bei der Entstehung beziehungsweise Entwicklung Kosovos war auch ein Stück Österreich mit dabei. Selbst wenn Österreich nicht der Nato angehört, so hat es doch auf dem Balkan für Ruhe und Frieden gesorgt. Der aktuelle Auslandseinsatz des Bundesheeres zählt zu den größten in Kosovo. Und das wird auch sehr geschätzt. Bei so guten Entwicklungen und Engagement zählt Österreich heute zu den engsten Vertrauenspartnern Kosovos.