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Weltfrauentag: Und ewig grüßt das Murmeltier?

Von Ulrike Famira-Mühlberger

Gastkommentare
Ulrike Famira-Mühlberger ist stellvertretende Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Die Arbeitslosigkeit von Frauen ist stärker gestiegen als die der Männer.


Die Covid-19-Krise unterscheidet sich fundamental von früheren Wirtschaftskrisen. Zum einen, weil es eine Gesundheitskrise ist, die eine Wirtschaftskrise ausgelöst hat. Zum anderen, weil andere Wirtschaftskrisen üblicherweise "Männerkrisen" sind.

Diese Krise trifft Frauen jedoch stärker. Die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen ist stärker gesunken als jene der Männer, ebenso ist die Arbeitslosigkeit von Frauen im Vergleich zum Vorjahr stärker gestiegen als die der Männer. Frauen sind überproportional von dieser Krise betroffen, da sie verstärkt in den betroffenen Branchen arbeiten (zum Beispiel Gastronomie, Tourismus, persönliche Dienstleistungen), aber das ist nicht die einzige Erklärung: Die Arbeitslosigkeit von Frauen ist in den letzten Monaten quer über alle Bereiche stärker gestiegen als bei Männern.

Befragungsergebnisse zeigen, dass Schul- und Kindergartenschließungen (bzw. -notbetrieb) Mütter stärker betroffen haben als Väter. Arbeitende Mütter im Homeoffice haben mehr Betreuungsarbeit übernommen als die Väter. Darüber hinaus gibt es wesentlich mehr alleinerziehende Mütter als alleinerziehende Väter, die in dieser Phase besonders gefordert sind.

Wir beobachten hier also einen Rückwärtstrend, zum Teil aufgebrochene Strukturen scheinen sich wieder zu verfestigen. Frauen werden aufgrund dieser Entwicklung mittel- und langfristig Einkommensverluste erleiden und Karrierechancen verpassen. Aus Analysen des Wifo zum geschlechtsspezifischen Lohnunterschied wissen wir, dass es nicht mehr die formalen Bildungsunterschiede sind, die die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern erklären, sondern allen voran Unterschiede in der Berufserfahrung. Diese Unterschiede ergeben sich nicht nur durch den Gap der Inanspruchnahme von Karenzzeiten, sondern auch, weil Frauen mehr Betreuungsarbeit in der Familie leisten.

In den meisten Fällen kehren sie in Teilzeit in den Arbeitsmarkt zurück. Der Unterschied in den gewählten Berufen zwischen Frauen und Männern ist eine weitere wichtige Erklärungsvariable des Lohnunterschieds. Nun geht es darum, diese Unterschiede und den Rückwärtstrend durch die Covid-19-Krise nicht einfach hinzunehmen, sondern geeignete Maßnahmen zu setzen um sie zu reduzieren.

Was ist zu tun? Eine flächendeckende Bereitstellung hochwertiger und leistbarer Betreuungsinfrastruktur ist wesentlich. Aber wie wir aus der empirischen Forschung wissen, reicht das nicht. Es geht auch darum, für eine stärkere Beteiligung der Väter bei der Betreuung der Kinder zu sorgen: Sei es durch längere Karenzzeiten von Männern durch eine Stärkung des "use it or lose it"-Prinzips, aber auch durch mehr Väterbeteiligung bei der Betreuung der Kinder am späteren Nachmittag, wenn die Kinder von Schule oder Kindergarten nach Hause kommen. Klar ist, dass es hier ohne betriebliche Unterstützung kein Vorankommen gibt. Nur wenn Betriebe es ausreichend unterstützen, dass Männer längere Karenzzeiten nehmen und an manchen Tagen früher Schluss machen, haben Frauen verstärkt die Möglichkeit, mehr Berufserfahrung zu sammeln und so bessere Karriere- und Einkommensmöglichkeiten zu realisieren. Die neue Arbeitsflexibilisierung durch das Homeoffice könnte hier positiv wirken.

So eine Wirtschaft:

Die Wirtschaftskolumne der "Wiener Zeitung". Vier Expertinnen und Experten schreiben jeden Freitag über das Abenteuer Wirtschaft.