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Und wer denkt an die Jungen?

Von Maximilian Ölinger

Gastkommentare
Maximilian Ölinger ist ÖH-Vorsitzender an der WU Wien.
© ÖH

Es ist höchste Zeit, dass auch die Studierenden gehört statt ignoriert werden.


Nach mehr als einem Jahr ist klar: Corona hat viele Facetten. Den Kampf gegen eine akut tödliche Krankheit ebenso wie jenen gegen Langzeitfolgen, physische, wirtschaftliche und mentale Schäden. Den Kampf für das Leben der Älteren, aber auch jenes der Jungen. Die vermeintlichen Gegensätze hängen in der realen Welt zusammen, und dennoch werden sie immer wieder gegeneinander ausgespielt - oder man vergisst einfach auf einige.

Anfangs waren die Jungen feierwütige Gefährder, die weggesperrt werden mussten, um Oma und Opa zu schützen. Jetzt, wo die ältere Generation immer stärker durchgeimpft ist, wird schrittweise wieder alles geöffnet, ohne zu diskutieren, was für die Jungen nötig wäre. Immerhin sind momentan wir am meisten betroffen; körperlich, aber vor allem auch mental. Nicht, dass wir nicht auch Öffnungen herbeisehnen würden, aber die Leichtigkeit, mit der man uns jetzt dem Risiko aussetzt, ist bezeichnend dafür, wie wenig wir in der Pandemie zählen.

Lockdowns, Uni-Schließungen und der erzwungene Verzicht auf soziale Kontakte haben insbesondere bei den Studierenden Spuren hinterlassen, die Zahlen belegen das mittlerweile drastisch: 52 Prozent der WU-Studierenden gaben im Rahmen einer Umfrage der WU-Hochschülerschaft an, aktuell an Einsamkeit zu leiden. Weit mehr als 70 Prozent der Studierenden fühlen sich vergessen, ein Drittel kämpft mit Corona-bedingten Studienverzögerungen, 23 Prozent haben keinen ordentlichen Platz, um zu lernen und den digitalen Uni-Alltag ungestört zu bewältigen. Ein brutaler Mix, wie der starke Zulauf zu den Mental Health Services der ÖH WU verdeutlicht, die aufgrund des enormen Bedarfs während der Pandemie massiv ausgebaut wurden.

Mit Konzepten für Handel, Tourismus und Co. war die Politik schnell, jetzt ist sie gefordert, endlich auch Konzepte für uns Studierende vorzulegen und schnellstmöglich umzusetzen. Ein Corona-Aufholsemester im kommenden Sommer wäre eine konkrete Maßnahme. Es braucht ein solches zusätzliches Kursangebot von Juli bis September, mit ausreichend Möglichkeiten, die entstandenen Studienverzögerungen auszugleichen. Über den Sommer verteilte, freiwillig zu belegende Blockkurse würden uns Studierenden die Möglichkeit geben, die unverschuldeten Rückstände aufzuholen, ohne auf ein Praktikum oder den wohlverdienten Urlaub verzichten zu müssen.

Es ist höchste Zeit, dass auch die Studierenden gehört statt ignoriert werden. Denn bislang gilt: Wenn wir uns nicht selbst helfen, hilft uns niemand. Dieses permanente Hintanstellen einer ganzen Generation ist eigentlich erschütternd. Allein, die Realität zeigt, dass es doch geht. Für Wahlsiege ist die ältere Generation halt immer noch wichtiger als die jüngere.