Propagandisten wissen schon vor Beginn ganz genau, was sie schreiben werden. Journalisten hingegen folgen dem Prinzip des Suchens, des offenen Zugangs und Weges. Propagandisten verteidigen von Anfang an ihre eigenen verschlossenen Türen.

Es schaut nichts Neues oder Überraschendes heraus, wenn Propagandisten Texte schreiben. Sie riskieren nichts, wagen nichts, sie gehen kein Risiko ein. Propaganda ist das Gegenteil von Journalismus oder Kunst. Echter Journalismus geht aufmerksam hinaus in die Welt und berichtet, was gesehen und gehört wird. Widmet sich Details, ist auf Wahrheitssuche - jenseits der eigenen Scheuklappen oder des eigenen Horizontes, des eigenen Hintergrunds.
Das mag sich jetzt für jene, die vom Journalismus Objektivität und Neutralität erwarten, seltsam anhören. Doch auch ein Journalist ist ein Mensch mit einer Geschichte, und am besten schreibt er, wenn er seine eigenen Grundlagen und Vorurteile offen herzeigt und dann über sich hinauswächst. Alles andere ist Reduktion des Lebens. Wer auf Journalismus "den Deckel drauf halten" möchte, hat es wohl dringend nötig, denn er oder sie vertraut nicht auf das Leben selbst, sondern auf Kontrolle und Machtausübung. Im weiteren Sinne auf Manipulation des Lebens selbst.
Bei einer Reportage kommt nur Spannendes heraus, wenn man sich auf das Abenteuer einlässt, bisher Unbekanntes zu erforschen und neue Eindrücke auch wirklich zuzulassen. Zu suchen. Die Suche ist das Interessante, das Ergebnisoffene.
Das haben viele Politiker und deren Propagandisten nicht verstanden, sie blockieren sich selbst, weil sie es nicht wagen, über ihren eigenen Schatten zu springen. Sie verteidigen die vorherrschenden Machtverhältnisse, klar, doch auch diese können sich sehr schnell ändern, wie etwa zuletzt das Ibiza-Video bewiesen hat. Dann steht der Propagandist kurzfristig "nackert" da, doch die meisten erholen sich schnell und beginnen von Neuem ihre ewige Litanei des Immergleichen.
Propagandisten hinterfragen sich selbst und ihre Muster nie. Sie sind blockiert. Sie profitieren finanziell von ihren eigenen Blockaden, auf Kosten ihrer eigenen Freiheit und Lebenskunst. Eine kurzsichtige Strategie.
Gefährlich wird es dann, wenn Propagandisten auch anderen Menschen ihre Blockaden aufzwingen wollen, deren schreiberische Freiheiten gefährden, sie in Inhalt und Form beeinflussen möchten. Der Propagandist sieht nur das Hier und Heute, er blockiert die eigene Entwicklung. Dabei verändert sich die Gesellschaft doch ständig. Auch seine Gesellschaft. Das will er aber nicht wahrhaben. Kontrolle, Manipulation, unter Druck setzen, Erpressung. Im Vergleich dazu bedeutet Journalismus das Leben zu feiern in allen seinen Facetten und Spielarten.
Ein Zeichen dafür, dass In Österreich gerade so einiges schiefläuft, ist zum Beispiel, dass sich schon Kabarettisten als recherchierende Journalisten betätigen. Dass Journalisten internationale Netzwerke bilden müssen, um nicht angegriffen zu werden. Die Mächte, die gegen sie stehen, verfügen über Ressourcen und hintergründige Intrigenbildung. Dass ein "Quote durch Tote"-Journalismus durch eine Regierung finanziell extrem unterstützt wird, lässt ebenfalls tief blicken: Propagandisten wissen genau um das hohe Bedürfnis nach Emotionen, die Aufregungssucht ihrer Leser und füttern die Schreiber von "Leben und Tod"-Storys. Angstsucht, ebenfalls eine Lebensblockade, lässt sich vorteilhaft ausnutzen. Alles oder nichts. Wir oder die anderen. Schwarz oder Weiß.