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Endverbraucher sollten die Chipkrise nicht spüren

Von Robert Pfarrwaller

Gastkommentare
Robert Pfarrwaller ist CEO des führenden Elektrogroßhändlers Rexel Austria.
© Rexel Austria

Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht. Das gilt auch für Lieferengpässe bei Elektrogeräten.


Im Zuge der Pandemie ist die Nachfrage nach Konsumgütern sprunghaft angestiegen. Homeoffice und Homeschooling sind zur Norm geworden, und viele Menschen haben sich damit beschäftigt, die eigenen vier Wände aufzuwerten und mit den neuesten Elektrogeräten auszustatten. Geldmittel, die sonst in Freizeitaktivitäten wie Reisen geflossen waren, wurden nun in die Aufwertung des Eigenheims investiert. Dieser Nachfrageboom hat zu Knappheit bei jenen Rohstoffen geführt, die wichtige Bestandteile der technischen Geräte sind - allen voran Mikrochips, ohne die heute kaum ein elektronisches System mehr auskommt. In der Folge prägen aktuell Schlagzeilen wie "Zitterpartie um Chipmangel" oder "Rohstoffpreise auf Rekordhoch" die Medienlandschaft. Es treffen mehrere Faktoren aufeinander: Die Knappheit bei Halbleitern und Chips, die begrenzten Containerkapazitäten, steigende Transportkosten sowie der Anstieg bei Rohstoffpreisen, etwa für Polyvinylchlorid, Stahl, Kupfer oder Nylon. Eine breite Front an äußeren Umständen wie Digitalisierung, Renovierungsboom, Investitionsprämie, Green Deal und viele mehr wirken also positiv auf den Markt - und das erzeugt Druck bei Verfügbarkeiten und Preisen.

Ich kann an dieser Stelle mit Sicherheit sagen, dass der Einzelhandel und auch wir als Großhändler in der Elektrobranche aktuell ihr Bestes geben, um die Warenverfügbarkeit sicherzustellen. Auf die Preisentwicklung, die international getrieben wird, haben wir in Österreich allerdings wenig Einfluss. Ich warne davor, hier pauschale Größenordnungen zu nennen. Denn in der heutigen Zeit stehen eher kurzfristige Zyklen an der Tagesordnung. Das heißt, anders als früher, wo es meist einmal pro Jahr eine Preisanpassung gab, sind nun mehrere Preiserhöhungen in kurzen Abständen sehr wahrscheinlich - schon allein aufgrund der verschiedenen Rohstoffe, die in der Produktion benötigt werden. Hier rechne ich auch nicht mit einer Beruhigung in den nächsten Wochen - im Gegenteil. Für den Elekrohandel bringt dies enorme Herausforderungen mit sich. Denn wer heute kein Angebot abgibt, hat keine langfristige Planungs- und Kostensicherheit.

Für den Endkonsumenten ist die Situation allerdings nicht so gravierend, wie sie scheint. Denn die Materialkosten haben in der Elektrobranche einen geringeren Anteil an den Gesamtkosten. Und niemand in Österreich muss sich Sorgen machen, kein Elektrogerät zu bekommen, wenn er eines braucht. Bei bestimmten Marken und Modellen gibt es Verzögerungen, und wenn jemand genau auf diese besteht, dann wird es eben schwierig. Aber es gibt immer Alternativen.

Wir rechnen mit einer Entspannung bei den Konsumgütern ab Herbst. Nicht zuletzt, weil Geldmittel wieder in Dinge wie Urlaub, Gastronomie und Unterhaltung fließen werden, wodurch sich die Nachfrage nach Elektrogeräten auf ein Vorkrisenniveau einpendeln wird - es wird also nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auch nicht bei Elektrogeräten.