Zum Hauptinhalt springen

Homeoffice am Strand?

Von Monika Köppl-Turyna

Gastkommentare
Monika Köppl-Turyna ist Ökonomin und Direktorin des Forschungsinstituts Eco Austria.

Wettbewerb um Hochqualifizierte funktioniert anders als um Unternehmen.


Die Covid-19-Pandemie hat uns gezeigt, dass viele Jobs, die bisher nur im Büro erledigt wurden, genauso gut auch zu Hause ausgeübt werden können. Nicht nur die Arbeitnehmer, auch die Arbeitgeber sind inzwischen auf den Geschmack gekommen: Laut einer Umfrage der PwC aus dem heurigen Jänner sagen 83 Prozent der Führungskräfte, dass die Umstellung auf Remote-Arbeit für ihr Unternehmen erfolgreich gewesen sei. Die Lehren aus der Pandemie und die bestehenden Trends zur Digitalisierung des Arbeitsmarktes könnten sich nun positiv auf die internationale Mobilität von Erwerbstätigen auswirken. Bereits vorhandene Technologien und Homeoffice erlauben es uns, viele Arbeitsplätze von ihren eigentlichen Betriebstätten zu entkoppeln.

Die sogenannten "Digitalen Nomaden" - Menschen, die ihren Job digital von überall erledigen können - sind bereits in einigen Ländern auf dem Radar der Politik, nicht nur in der Karibik, sondern auch hier in Europa. Deutschland, Tschechien, Portugal, Norwegen und Estland haben beispielsweise ein Visa-System für hochqualifizierte Nomaden eingeführt. Im Pandemiejahr hat sich außerdem Kroatien dieser Gruppe angeschlossen. Das Einkommen von Menschen, die als Angestellte oder Freiberufler für ein ausländisches Unternehmen tätig sind, ist in Kroatien von der Besteuerung befreit. Dänemark und Griechenland bieten ähnliche Vorteile. Im Umkehrschluss kann das für Hochsteuerländer - und dazu gehört Österreich - gefährlich werden, wenn sich hochqualifizierte Arbeitskräfte für ihre weitere Zukunft einen anderen Lebensmittelpunkt aussuchen.

Was würde eine Abwanderung der hochqualifizierten mobilen Arbeitskräfte hierzulande auslösen? Anhand der Daten aus der Lohn- und Einkommensteuerstatistik und wissenschaftlicher Literatur zum Potenzial von Homeoffice in Österreich lässt sich das durchaus berechnen: Würden nur 5 Prozent der Arbeitnehmer, deren Jobs ein Auswandern ermöglichen, tatsächlich wegziehen, entspräche das 1,8 Prozent der Lohnsteuerpflichtigen beziehungsweise 2,2 Prozent der Einnahmen und damit fast 500 Millionen Euro im Jahr. Zum Vergleich: Österreichs gesamte Einnahmen aus der Kapitalertragsteuer liegen jährlich bei knapp 450 Millionen Euro. Was müssen wir also tun? Zunächst müsste verstanden werden, dass ein Standortwettbewerb um hochqualifizierte mobile Arbeitskräfte anders funktioniert als der Wettbewerb um Unternehmen. Was digitale Nomaden interessiert, sind unter anderem die Steuer- und Abgabenbelastung der Arbeit, die in Österreich im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch ist, sowie regulatorische Hürden und natürlich die Qualität der digitalen Infrastruktur. Darüber hinaus sind die Lebensqualität und das Gesundheits- und Bildungssystem zentrale Standortkriterien im Wettbewerb um international mobile Erwerbstätige.

Der Wettbewerb um die Ansiedlung internationaler Konzerne wird bleiben, aber der Wettbewerb um mobile Arbeitskräfte wird in Zukunft noch dazukommen. Die Politik sollte dieses Thema im Auge behalten, schon allein aus fiskalischer Sicht. Andere Länder zeigen, wie es geht - und Österreich sollte diese Entwicklung nicht verschlafen.