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Die E-Mail: 50 Jahre und kein bisschen leise

Von Niklas Lenz

Gastkommentare
Niklas Lenz ist Geschäftsführer des Softwareanbieters und digitalen Dialogmarketing-Experten eyepin.
© Christoph Adamek.

Die Pionierin des elektronischen Schriftverkehrs feiert heuer ein rundes Jubiläum - und bleibt unverzichtbar.


"Erzählt das bloß nicht herum. Daran sollten wir gar nicht arbeiten." Das waren die Worte des US-Informatikers Ray Tomlinson, als er und sein Team im Sommer 1971 im Auftrag der US-Regierung das "Advanced Research Projects Agency Network" weiterentwickelten und ganz nebenbei die erste E-Mail verschickten. In den darauffolgenden Jahrzehnten hat der elektronische Schriftverkehr die Arbeitswelt revolutioniert und ist zu einem Kanal avanciert, ohne den das Leben heute, zumal in Zeiten von Homeoffice, kaum vorstellbar wäre. Warum boomt die E-Mail auch noch 50 Jahre später, in Zeiten von Facebook, Teams, Slack und Co.? Und was spricht trotz starker Konkurrenz dafür, dass es sie auch in 50 Jahren noch geben wird?

Nun, die E-Mail erfüllt in unserer digitalen Welt eine Vielzahl an Funktionen - und das zeigen auch die Nutzungszahlen. Das Technologie-Marktforschungsinstitut The Radicati Group prognostiziert, dass Ende 2025 ganze 4,6 Milliarden E-Mails täglich versendet und empfangen werden - zum Vergleich: 2015 waren es noch 2,05 Milliarden E-Mails pro Tag. Doch welche Rolle spielt der elektronische Schriftverkehr in einer Welt, in der TikTok zur meistgeladenen App der Welt avanciert ist? Man könnte meinen, dass sich die Generation Z mehr und mehr vom geschriebenen Wort abwendet und stattdessen Emojis und Kurzvideos in den Mittelpunkt ihrer Kommunikation rücken. Allerdings sprechen aktuelle Zahlen dagegen: Eine United-Internet-Media-Studie zum Thema "E-Mail-Nutzung in der Young Generation" weist aus, dass 90 Prozent der Jugendlichen im deutschsprachigen Raum E-Mails verschicken, 70 Prozent halten sie gar für unverzichtbar.

Und das ist die E-Mail auch. Die E-Mail-Adresse ist Bestandteil fast aller Log-in-Prozesse und gilt damit als digitales Äquivalent zur privaten Postanschrift. Von Sozialen Netzwerken über Streaming-Dienste, Dating-Apps bis hin zum Rechnungsempfang des Stromanbieters: Auch 50 Jahre nach ihrer Erfindung steht die E-Mail nicht nur für den elektronischen Schriftverkehr, sondern dient auch zur Identifizierung. Die E-Mail-Adresse begleitet User über viele Jahre und wird seltener gewechselt als die Handynummer.

Während viele andere Plattformen aufgrund von mangelhaftem Daten- und Jugendschutz sowie politischer Zensur in der Kritik stehen, gilt die E-Mail als sicher, vertrauenswürdig, anbieter- und ortsunabhängig. Dabei unterliegt sie nicht der Willkür eines Unternehmens oder Landes, sondern ist als offener Standard weltweit unabhängig. Im Gegensatz zu öffentlichen Postings in Sozialen Netzwerken kann mit wenigen Handgriffen bei einer mit S/MIME sicher verschlüsselten E-Mail niemand mitlesen. Auch damit wird die gute, alte E-Mail noch lange hohe Akzeptanz genießen.

Die Zeiten der Massenkommunikation sind vorbei. E-Mails von Unternehmen möchten User heute nur noch dann erhalten, wenn diese eine zeitliche und inhaltliche Relevanz für sie bieten. Mit personalisiertem und automatisiertem E-Mail-Marketing lassen sich heute sowohl die Kundenbindung stärken als auch der Return on Investment steigern. Daher: Auf das nächste halbe Jahrhundert mit E-Mails!