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Fed und EZB im Einklang

Von Nitesh Shah

Gastkommentare
Nitesh Shah ist Director Research beim Vermögensverwalter WisdomTree.
© WisdomTree

Die Inflation wird längerfristig auf einem hohen Niveau bleiben.


Die Inflation wird in den USA zu einem Dauerthema, das möglicherweise nicht so kurzfristig ausfällt, wie es der Markt erwartet hat. Die Kerninflation, zu der Lebensmittel- und Energiepreise nicht mitgezählt werden, lag sowohl bei den Verbraucher- als auch bei den Produktionsdaten über den Erwartungen. Demzufolge scheinen neben den volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreisen weitere Faktoren diesen Trend anzutreiben. Einige Titel sorgten für einen Preisschock: So sind die Preise für Gebrauchtwagen in den USA im Jahresvergleich um 45 Prozent gestiegen.

Da die Federal Reserve im vergangenen Jahr ihr Ziel angepasst hat, um die durchschnittliche und nicht nur die punktuelle Inflation zu betrachten, dürften höhere Inflationsraten in den USA toleriert werden. Zusammengefasst bedeutet dies, dass die Zentralbank eine höhere Inflation zulassen wird, um Phasen mit einer niedrigeren Inflation auszugleichen.

In Europa wiederum haben sich die monetären Spielregeln verändert: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihr Inflationsziel angepasst. Zukünftig wird sie die Inflation von 2 Prozent als Richtwert und weniger als Obergrenze betrachten. Dies bringt die EZB in Einklang mit der Fed. Phasen, in denen die Inflation unter 2 Prozent liegt, werden demzufolge durch Phasen ausgeglichen, in denen sie über 2 Prozent liegt.

Die Inflation wird längerfristig auf einem hohen Niveau bleiben.

Während die steigende Inflation die geldpolitische Lockerung antreibt, könnten zunehmende Covid-Fälle die Zentralbank davon abhalten, vorzeitig auf die Bremse zu drücken. Selbst die bloße Andeutung dessen könnte in Zeiten einer erhöhten Sensibilität seitens der Anleger gegenüber der geldpolitischen Leitlinie der Fed tabuisiert werden. Fed-Chef Jerome Powell hat erklärt, dass er sich zwar unwohl fühle, wenn die Inflation deutlich über dem Zielwert liege, es aber ein Fehler wäre, zu früh zu reagieren. Als Ursache für die Inflation nannte er pandemiebedingte Engpässe. Seiner Ansicht nach dürften diese Engpässe vorübergehender Natur sein. Das spielt die zunehmende Nachfrage herunter, die vermutlich zur Inflation beiträgt und weniger vergänglich sein dürfte.

Die Erwartungen steigen wieder.

Die zehnjährigen Breakeven-Raten (ein Indikator für die Inflationserwartungen) steigen erneut, nachdem sie bereits im heurigen Mai ihren bisherigen Höhepunkt erreicht haben. Weitere Kennzahlen für Inflationserwartungen könnten zudem unter Aufwärtsdruck geraten.

Als Absicherung können breite Rohstoffkörbe und Gold dienen. Da die erhöhten Inflationszahlen möglicherweise nicht nur temporär sind, könnte das Investment nicht nur taktischer, sondern auch strategischer Natur sein.