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Wo die Impfkampagne noch nicht ankommt

Von Alexander Huber

Gastkommentare
Alexander Huber ist Ökonom beim sozialliberalen Thinktank Momentum Institut.
© Pertramer

Jene, die nicht bereits von vornherein die klare Absicht haben, sich impfen zu lassen, müssen noch unmittelbarer erreicht werden.


Österreich hinkt mit einer Impfquote von nicht einmal 61 Prozent dem EU-Schnitt deutlich hinterher. Wie schon im Vorjahr drohen uns nach dem Sommerschlaf heiße Wintermonate. Angesichts steigender Infektionszahlen braucht es dringend Antworten auf die Frage, wie noch mehr Menschen zum Impfen bewegt werden können. Dazu lohnt sich ein Blick auf die Gemeindeebene: Die Impfquoten unterscheiden sich hier innerhalb Österreichs nämlich teils stark. Während etwa in Kleinmürbisch im Burgenland bereits 83 Prozent zumindest den ersten Stich erhielten, waren es im oberösterreichischen Auerbach nur 33 Prozent. Statistische Modelle liefern eine erste Einschätzung, welche Faktoren mit einer hohen oder niedrigen Impfquote einhergehen.

Die Impfquote ist höher in Gemeinden mit einem hohen Bildungsniveau, einem hohen Interesse an politischen Vorgängen und einem höheren Frauenanteil. Auch eine höhere Arbeitslosenquote tritt zusammen mit einer erhöhten Impfbereitschaft auf. Politisches Interesse wird durch die Wahlbeteiligung gemessen. Liegt sie um 5,8 Prozentpunkte höher, liegt der Anteil der Geimpften um 1 Prozentpunkt höher.

Interessant sind auch jene Faktoren, die die Covid-Impfquote negativ beeinflussen: Das ist zum einen der Anteil der 12- bis 30-Jährigen. Für diese gibt es das Impfangebot zwar erst seit Anfang Juni, viele haben dieses aber bisher noch nicht genutzt. Ebenso geht - wenig überraschend - ein höherer Stimmenanteil für die FPÖ signifikant mit einer niedrigeren Impfquote einher. Auch ein höherer Anteil an nicht in Österreich geborenen Menschen in einer Gemeinde kann mit einer niedrigeren Durchimpfung assoziiert werden.

Daraus ergibt sich ein klares Bild: Es gibt gewisse Gruppen innerhalb der Bevölkerung, die von der Impfkampagne schlichtweg noch zu wenig erreicht wurden. Ihnen fehlt entweder der Zugang zur nötigen Information, wie etwa bildungsferneren Gruppen oder Teilen der migrantischen Bevölkerung. Es sind aber auch jene, die der FPÖ nahestehen. Diese vertritt seit Beginn der Pandemie eine Laissez-faire-Linie und fischt nun auch Stimmen im Teich der Impfkritischen.

Was sagt uns das? Die Covid-Impfkampagne ist nicht ausreichend in der Lage, Menschen zu erreichen, die nicht bereits von vornherein die klare Absicht hatten, sich impfen zu lassen. Insbesondere was Aufklärung und Information angeht, braucht es mehr. Die Menschen müssen noch unmittelbarer erreicht werden. Helfen kann dabei die verstärkte Zusammenarbeit mit Vereinen, einzelnen Betrieben oder kulturellen Einrichtungen.

Hierfür braucht es den politischen Willen, denn es muss sicher Geld in die Hand genommen werden. Eine ungenügende Impfquote resultiert letztlich in einer starken vierten Corona-Welle. Das kann einen erneuten Lockdown, viele Todesopfer und tausende Kinder mit Long Covid bedeuten. Eine Impfpflicht ist eine schwierige politische Frage. Die Wichtigkeit von Aufklärung und Information dagegen ist eine einfache ökonomische.