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Hände weg von Trading-Apps?

Von Thomas Schmid

Gastkommentare
Thomas Schmid ist CEO der You Will Like It Investments GmbH, einer Investitionsberatung mit Sitz in Wien.
© Markus Unterwieser

Statt die Risikofreude der Jugend nur zu kritisieren, müssen wir ihr etwas Besseres bieten.


Wenn es um die steigende Beliebtheit von Trading-Apps geht, herrscht oft eine gewisse Ungläubigkeit. Als Investmentberater bekomme ich das öfter zu hören: Weshalb verzocken junge Menschen leichtsinnig ihr Geld auf dubiosen Apps, die jeden Investment-Click mit einem Konfettiregen belohnen? War ihnen das GameStop-Desaster keine Lektion, als die Apps Robinhood und Trade Republic kurzfristig den Kauf von GameStop-Aktien für ihre User verhinderten und viele Kleinanleger ihr Geld verloren? Im Land der Sparbuchfanatiker tut man das gerne als jugendlichen Leichtsinn ab.

Aber das ist eine etwas überhebliche Einstellung. Wahr ist natürlich: Trading-Apps verleiten mit ihren Pop-ups und In-Game-Belohnungen zu riskanten Entscheidungen. Sie haben geringe Eintrittsbarrieren und ermöglichen auch jenen das Investieren, die sich damit gefährlich wenig auskennen. Meinen eigenen Kindern würde ich als Investmentberater sagen: "Hände weg von Trading Apps - als Privatmensch hast du hier keine Chance."

Wahr ist aber auch: Es gibt gute Gründe, warum diese Apps gerade bei jungen, technikaffinen Menschen so beliebt sind. Sie sind leicht zu bedienen, man kauft und verkauft schnell und unkompliziert und zahlt zudem weniger Transaktionskosten als bei einer Bank. Und das wichtigste Argument: Die traditionellen Sparformen wie etwa das Sparbuch werfen angesichts der Nullzinspolitik der EZB bekanntlich keine Zinsen ab.

Statt die Risikofreude der Jugend nur zu kritisieren, müssen wir ihr etwas Besseres bieten. Wir müs-
sen eine Antwort für jene Menschen haben, die gesehen haben, wie ihre Eltern mit einer geringen Pension auskommen müssen, und die für sich eine andere Zukunft wollen. Wir müssen sagen: Wenn du dir ein Vermögen aufbauen willst, geht das nur über das Sparen. Die Rendite hat erst in zweiter Linie Relevanz. Aber das bedeutet nicht, sich mit einem Zinsen fressenden Sparbuch zufriedenzugeben. Auch ein junger Mensch kann sein Geld sinnvoll veranlagen. Er kann sich ein Ziel setzen und dann dafür einen Sparplan anlegen, der garantiert aufgeht. Jeder 20-Jährige sollte sich konkrete Finanzziele setzen, zum Beispiel: "In zehn Jahren möchte ich mir eine Wohnung kaufen können." Mit einem Wertpapiersparplan kann man sich darauf sehr gut vorbereiten. Das ist eine ausgezeichnete Ausgangslage, denn je früher man mit der seriösen Finanzplanung beginnt und je genauer man weiß, wohin man will, desto höher sind die Erträge, die man später genießen kann.

Hier sind die Finanzberater gefragt, auch diese Zielgruppe abzuholen, sie ernst zu nehmen und sie dabei zu unterstützen, die eigenen Vorsorgeziele zu verwirklichen. Trading Apps können Spaß machen, wenn es darum geht, kurzfristig zu zocken. Eine seriöse Sparstrategie aber bringt wirkliche finanzielle Zukunftsperspektiven.