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Willkommen im Metaversum

Von Benjamin Dean

Gastkommentare
Benjamin Dean ist Director of Digital Assets beim US-Vermögensverwalter WisdomTree.
© privat

Was steckt hinter der Umbenennung von Facebook in Meta?


Die Idee eines Metaversums ist nicht neu. Neu ist, wie stark die Grenzen zwischen physischer und virtueller Welt mittlerweile verwischt sind. Dieser Wandel in der Lebensweise der Menschen birgt immense Chancen, wie die Umbenennung von Facebook in Meta zeigt. Den Begriff Metaversum prägte Neal Stephenson 1992 in seinem Buch "Snowcrash". Dieser Grundpfeiler jeder Geek-Bibliothek handelt von einer postapokalyptischen Zukunft, in der die Hyperinflation den US-Dollar so stark geschwächt hat, dass ihn alternative Währungen ersetzen. Die Menschen flüchten sich in eine Virtual-Reality-Welt - das Metaversum - und interagieren mittels Avataren.

Es gibt bereits viele Metaversen - Gamer verstehen das Konzept. "Second Life" war hier einer der erfolgreichsten Versuche mit eigener Floating-Währung (Linden-Dollar), die zum Durchschnittskurs von etwa 250:1 in US-Dollar konvertierbar war. Diese virtuellen Welten haben ihr eigenes BIP, da Menschen im Spiel Dinge produzieren und tun, denen ein monetärer Wert zugeordnet werden kann. 2015 wurde das BIP der "Second Life"-Wirtschaft auf 500 Millionen US-Dollar geschätzt.

Das Aufkommen digitaler Vermögenswerte und Währungen wie Bitcoin leitete eine neue Phase dieses technologischen Wandels ein. Die Grenzen zwischen realen und virtuellen Räumen verschwimmen. Das Internet wird zu einem Teil der "Möbel im Raum", und ein Einkauf bei Amazon wird nicht mehr "E-Commerce" genannt, sondern einfach "Shopping". Wir befinden uns schon lange in Metaversen - auch wenn es uns nicht aufgefallen ist. Die Mehrheit der Menschen in den Industrieländern kennt heute kein Leben ohne Internet. Dieser demografische Wandel wird sich weiter verschieben - insbesondere in Ländern, in denen Smartphones allgegenwärtig sind und die Bevölkerung jünger wird.

Was wird nun die Währung in Mark Zuckerbergs Metaversum sein? Seit Jahren versucht Facebook, eine eigene digitale Währung zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, erst Libra, jetzt Diem genannt. Eine Möglichkeit, dies voranzutreiben, könnte darin bestehen, sie in Meta zur Reservewährung zu machen. Wenn physische und virtuelle Realitäten verschwimmen, kann Diem schneller in den Alltag einsteigen - und wird so neben anderen bestehenden Währungen (Dollar, Euro, Yen) zugänglich und nutzbar.

Wenn Sie sich bei dieser Vision eines monolithischen Mark-Zuckerberg-Metaversums unwohl fühlen, liegt die gute Nachricht in der geringen Wahrscheinlichkeit, dass ein einzelnes Unternehmen alle anderen virtuellen Welten aufbauen, unterhalten und subsumieren oder ausschließen kann. Das wahrscheinlichere Ergebnis ist eine Reihe verschiedener Metaversen, die interoperable Protokolle und Open-Source-Software verwenden. So integriert Twitter Open-Source-Bitcoin-Wallets in die Nutzerprofile; Amazon sucht einen Direktor, der Kunden im Umgang mit digitalen Vermögenswerten unterstützt. Meta hat mit seinem Rebranding eine große Wette gemacht - aber die Möglichkeiten liegen weit über dem, was Meta in diesem Bereich tun wird. Metaversen sind nicht neu - neu sind die Investitionen in diesen Bereich und die wachsende Akzeptanz digitaler Assets bei einer wachsenden Kohorte von Digital Natives.