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In Kreisläufen denken, trennen und sammeln

Von Daniela Knieling

Gastkommentare

Besiedeln wir künftig Plastikinseln im Ozean oder nehmen wir die Herausforderung zu nachhaltigem Konsumieren und Produzieren an?


Die Europäische Woche der Abfallvermeidung (www.ewwr.eu/deu) geht zu Ende. Und sie war bitter notwendig. Unser Wirtschaftssystem steuert auf einen globalen Temperaturanstieg von 3 bis 6 Grad zu. Wenn wir weitermachen wie bisher, werden wir im Jahr 2030 rund 65 Milliarden Tonnen an Treibhausgasemissionen emittieren. Diese Zahl nennt zumindest der "Circularity Gap Report 2021".

Wenn wir das nicht wollen, dann müssen wir die industrielle Produktion vom linearen System der Wertschöpfungskette in ein zirkuläres System der Kreislaufwirtschaft umwandeln. Nur so können wir bis 2030 die Ziele des Pariser Abkommens erreichen.

Die Kreislaufwirtschaft zeichnet das Bild einer neuen, regenerativen Wirtschaft, die den nachhaltigen zirkulären Umgang mit Ressourcen in den Mittelpunkt rückt. Sie verspricht gleichzeitig auch eine systemische Transformation unserer Gesellschaft, die Abfall und Umweltverschmutzung plant, Produkte und Materialien in Gebrauch hält und die natürlichen Systeme regeneriert.

Österreich hat im Sommer 2015 den ersten Schritt zur Umsetzung der Agenda 2030 gesetzt. Diese definiert die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung über die "Sustainable Development Goals" (SDG) der Vereinten Nationen. Zum Thema Abfallwirtschaft führt SDG 12 aus, wie es gelingen kann, weltweit nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherzustellen.

Auch der Europäische Rat hat im Dezember 2020 mit dem "Green Deal" den Treibhausgasemissionen den Kampf angesagt. Von der im Juni vom EU-Parlament beschlossenen Taxonomieverordnung erwarte ich mir, dass sie eine neue Dynamik in die Umsetzung der SDGs bringen wird. Sie schreibt sechs Umweltziele fest, darunter neben Klimaschutz und Anpassungen an den Klimawandel den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft.

Von der Taxonomie betroffen sind jetzt neben Finanzmarktteilnehmern, die Finanzprodukte in der EU anbieten, auch Unternehmen, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, einen Nachhaltigkeitsbericht abzugeben. Andere Unternehmen, wie zum Beispiel kleine und mittlere Unternehmen, können dies auch freiwillig veröffentlichen. Wir bei respACT gehen davon aus, dass im Zuge der Vergabe von Finanzprodukten an Unternehmen künftig auch deren Nachhaltigkeitsstrategie überprüft werden wird.

Finanzmarkt als starker Hebel für Nachhaltigkeit

Das wird einen Paradigmenwechsel anstoßen, denn jetzt sind nicht mehr alleine die Konsumentinnen und Konsumenten gefordert, ihre Kaufentscheidungen nach nachhaltigen Kriterien zu treffen. Als starker Hebel soll der Finanzmarkt Investitionen in nachhaltige Produkte und Prozesse lenken. Für Produktionsbetriebe wird gleichzeitig eine stärkere Vernetzung mit der Abfallwirtschaft unerlässlich, um CO2 und wertvolle Ressourcen einzusparen. Unternehmen werden künftig Anfang und Ende ihrer Wertschöpfungskette in einem Kreislauf entweder selbst verknüpfen oder Partnerschaften eingehen müssen. Dafür stellen respACT und das Circular Economy Forum Austria ihre Netzwerke zur Verfügung.

Nachhaltige Wirtschaftskreisläufe kommen auch gut an. Bei einer Umfrage von Aconsult und Greenpeace im Februar 2019 wünschten sich 78 Prozent der Befragten Mehrweg in den Supermarktregalen, 91 Prozent bewerteten Glas-Mehrweg "sehr" beziehungsweise "eher umweltfreundlich". Ein Unternehmen, das sich seit Jahren konsequent bei den Themen Recycling und Umwelt engagiert, ist Vöslauer. Der heimische Getränkehersteller ist als Unternehmen und mit seinen Produkten CO2-neutral (verglichen mit 2005 wurden 50 Prozent der CO2-Emissionen reduziert und 50 Prozent kompensiert). Im Jahr 2003 erfolgte die Einführung der PET-Zweiweg-Pfandflasche, und seit 2020 besteht das gesamte PET-Sortiment aus 100 Prozent rePET. Für Anfang 2022 ist auch die Einführung einer PET-Mehrwegflasche geplant.

Für den respACT Vize-Präsidenten und Vöslauer-Geschäftsführer Herbert Schlossnikl ist der Recycling-Prozess technisch und technologisch bereits gelöst. Recycling ist seiner Einschätzung nach in mehrerlei Hinsicht sinnvoll: Das Material bleibt im Kreislauf, das schont Ressourcen, und es ist gut fürs Klima. Der CO2-Abdruck ist bei rePET auch um ein vielfaches geringer als bei der Herstellung von Neuware. Von unseren Mitgliedsunternehmen wissen wir: Damit Kreislaufwirtschaft gut funktioniert, müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher trennen und sammeln.

Nur drei von vier Flaschen zurück im Kreislauf

Aktuell gehen in Österreich nur drei von vier Flaschen wieder in den Kreislauf zurück. Mit der Einführung des Pfandsystems, auf das sich die Bundesregierung im Oktober geeinigt hat, ist ab Jänner 2025 eine steigende Sammelquote zu erwarten und eine Recycling-Rate von mehr als 90 Prozent zu erhoffen. Damit würden auch weniger Flaschen im Müll landen. Vöslauer ist aber nur ein Unternehmen aus unserem respACT Netzwerk, das sich aktiv um regenerative Wirtschaftskreisläufe bemüht. So bietet etwa die Hightech-Ökodruckerei Gugler DruckSinn seit 2011 Cradle to Cradle zertifizierte Produkte an und ist damit weltweit die Nummer eins. Und unsere Mitglieder aus dem Bereich Abfallwirtschaft, Altstoff Recycling Austria AG (ARA) oder Austria Glas Recycling, organisieren die umweltgerechte Sammlung und Verwertung von Glasverpackungen oder PET2PET und stellen einen nachhaltigen Bottle-to-Bottle-Kreislauf sicher.

Als Österreichs führende Unternehmensplattform für verantwortungsvolles Wirtschaften aktivieren wir wichtige Akteure, informieren, vernetzen und treiben Corporate Social Responsibility in Österreich voran.