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Eine bessere Zukunft ist möglich

Von Daniel Dettling

Gastkommentare

Wie wir Hunger und Armut überwinden, den Klimawandel in den Griff bekommen und die Welt friedlicher, sicherer und demokratischer machen können.


Wer in den 1970er und 1980er Jahren aufgewachsen ist, müsste als 40- oder 50-Jähriger heute längst tot sein: Nukleares Wettrüsten, Waldsterben, Tschernobyl, Aids - die Prognosen für unsere heutige Zeit ließen nur das Allerschlimmste zu. Es sei unverantwortlich, in diese Welt noch Kinder zu setzen, hörte die junge Generation damals von Lehrern, Politikern und den eigenen Eltern. Die Geburtenrate sank danach tatsächlich, die große Katastrophe blieb jedoch aus.

Umfragen und Studien kommen heute zu einem erstaunlichen Ergebnis: Die allermeisten Österreicherinnen und Österreicher sehen ihr eigenes Leben als gut an und bezeichnen sich selbst als glücklich - für die generelle und gemeinsame Zukunft sehen sie dagegen schwarz. Dabei geht es der Menschheit besser als je zuvor. Lebenserwartung, Bildung und Gesundheit - die Indikatoren des menschlichen Fortschritts - haben sich global enorm verbessert. Noch nie in der Geschichte hatten die Menschen mehr Zeit, mehr Bildung, eine bessere Gesundheit und höhere Einkommen.

Weltweit hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen in den vergangenen
20 Jahren mehr als halbiert. Fast 90 Prozent der Menschen haben Zugang zu Bildung und können lesen und schreiben. Die Mehrheit lebt heute in einer freien Demokratie mit geschützten Rechten. Selbst Terrorismus, Naturkatastrophen und Kriminalität gehen zurück. Der globale Wohlstand und damit die Chancen für immer mehr Menschen wachsen.

In Afrika ist die Lebenserwartung seit 1950 von 37 Jahren auf heute 65 Jahre bei den Frauen gestiegen. Bis 2050 wird sie sich der europäischen Lebenserwartung angeglichen haben. Für die zweite Hälfte des Jahrhunderts wird der Höhepunkt des Bevölkerungswachstums erwartet. Die Weltbevölkerung sinkt. "Überbevölkerung" ist ein aussterbender Begriff, der uns keine Angst mehr machen muss. Der Grund für diese Entwicklung: Immer mehr Frauen haben Zugang zu Bildung und können ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten.

Die Zukunftswette

Meine Wette: Die Menschheit hat ihre beste Zeit nicht hinter, sondern vor sich. Aus fünf Gründen:

Erstens: Wir werden zwar älter, bleiben aber kreativ und innovativ. Immer mehr 70- bis 80-Jährige wie US-Präsident Joe Biden üben Spitzenfunktionen aus. Treiber der demografischen Entwicklung sind der medizinische Fortschritt, die gestiegene Lebenserwartung und ein globaler Wertewandel, der das Thema Lebensqualität in den Mittelpunkt stellt.

Zweitens: Wir leben heute in der friedlichsten und sichersten Welt aller Zeiten. Erstmals seit 2013 sind die Konflikte auf der Welt weniger geworden. Kriege wie zuletzt im Irak und in Afghanistan wird es nicht mehr geben. Tödlicher als Terrorismus und militärische Gewalt sind heute schlechte Ernährung und Verzweiflung.

Drittens: Eine globale Mittelschicht entsteht, die wohlhabender sein wird als alle Generationen zuvor. Eine Welt ohne extreme Armut und Hunger ist damit möglicher denn je.

Viertens: Bis 2030 werden wir den "Carbon Peak", den Höhepunkt des globalen CO2-Ausstoßes, erreichen. Es wird uns gelingen, die Wirtschaft weltweit bis 2050 klimaneutral zu machen. Wir werden mit erneuerbarer und grüner Energie so viel fliegen und Auto fahren können, wie wir wollen. Die Kreislaufwirtschaft ersetzt bis 2050 die lineare Verschwendungswirtschaft.

Fünftens: Die Zahl der Demokratien wird zunehmen. Demokratien führen keine Kriege untereinander, weil sie die Freiheit zur Entscheidung ihren Bürgern und nicht Despoten überlassen. Das prognostizierte der Begründer der Aufklärung, Immanuel Kant, vor 250 Jahren. Umfragen zufolge sind in fast allen Regionen der Welt emanzipative Werte wie Gleichberechtigung der Geschlechter, Meinungsfreiheit und politische Mitwirkungsrechte auf dem Vormarsch. Frauen übernehmen immer mehr die Macht. Und je höher der Frauenanteil in den Parlamenten, desto niedriger ist die Korruption, so eine Studie der Weltbank. Liberale Systeme sind, das zeigen Patentanmeldungen und Erfindungen wie Impfstoffe gegen Corona, lernfähiger und innovativer als autoritäre Systeme und Diktaturen.

Wir haben es in der Hand. Was in und aus der Zukunft wird, hängt von uns ab. Welche Zukunft wollen wir? Fußball, Wahlen und rein profitorientiertes Business sind "endliche" Spiele, weil sie nur Gewinner und Verlierer kennen. Dagegen sind Familie, Lachen, Liebe, Kunst und Kochen sowie sinnhafte Arbeit "unendliche" Spiele, die keine Verlierer kennen, sondern nur Gewinner. Auch die Zukunft ist ein "unendliches" Spiel. Wir entscheiden, wie wir spielen. Fair und frei. Wir können aus weniger Armut, Hunger und Klimazerstörung mehr Wohlstand, Frieden und Freiheit machen. Wetten?