Wien ist anders. Ja, offensichtlich, denn in Wien scheinen die Organisation und die Durchführung von Tests zu funktionieren. In Niederösterreich hingegen ist das in keiner Weise der Fall. Nun, Covid-19 und die Maßnahmen dagegen sind nun tatsächlich nach zwei Jahren kein Neuland mehr. Für die niederösterreichische Landesregierung jedoch offenbar schon.

Gerhard Kohlmaier war AHS-Lehrer und ist aktiv in der Steuerinitiative (www.steuerini.at).
- © privatDass in der derzeitigen Situation PCR-Tests (auch für Geimpfte) mitunter dringend notwendig sind, vor allem dann, wenn die Bürger verantwortungsbewusst anderen gegenüber handeln wollen, dürfte auch in Niederösterreich bereits klar sein. Und es wäre die Aufgabe der Landesregierung, dafür zu sorgen, dass diese Tests auch durchgeführt werden können.
Leider ist dem nicht so, und die politischen Protagonisten kommen ihrer Verantwortung in keiner Weise nach. Doch, meinen Sie? Dann versuchen Sie einmal am 30. oder 31. Dezember einen PCR-Test in einer der zahlreichen Gemeinden Niederösterreichs durchzuführen. Da sind nämlich alle Teststationen in der näheren Umgebung geschlossen oder bieten nur Antigen-Tests an - just zu einer Zeit, in der die "Fluktuation" von Menschen naturgemäß hoch ist, Besuche stattfinden, der eine oder andere an einer Veranstaltung rund um den Jahresechsel teilnehmen möchte, wo nur PCR-Tests offizielle Gültigkeit haben. Das soll verantwortungsvolle Politik sein? Das ist, gelinde gesagt, eine Bankrotterklärung der politisch Verantwortlichen. Wenn Sie nicht in der Lage sind, eine so einfache Aufgabe zu organisieren wie PCR-Tests vor Silvester, was ist dann bei schwierigen Aufgabenstellungen von ihnen zu erwarten?
Ein konkretes Beispiel: Am 27. Dezember ließ Frau K. in Raabs/Thaya um 10.45 Uhr einen PCR-Test durchführen. Sie ist dreimal geimpft, wollte den Test jedoch, da sie am 28. Dezember in Wien einen schwer kranken Bekannten besuchen wollte, für den eine Ansteckung unter Umständen fatal enden könnte. Daher der Test. Das Testergebnis lag am 28. Dezember bis 14 Uhr noch immer nicht vor. Frau K. befand sich zu diesem Zeitpunkt längst in Wien (130 Kilometer Fahrt), da das Treffen für 15 Uhr angesetzt war und sie sich darauf verlassen hatte, dass das Ergebnis binnen 24 Stunden (mit mehreren Stunden Puffer) da sein würde. Um 14.30 Uhr erfuhr sie durch einen Anruf in der Raabser Apotheke, dass zahlreiche Tests, darunter auch ihrer, bis dato gar nicht im Labor angekommen waren! Also wieder 130 Kilometer Rückfahrt ohne Krankenbesuch (ohne Test kein Einlass ins Spital) - außer Spesen nichts gewesen.
Noch ein Beispiel: Gerade bräuchten etliche Menschen aus der Umgebung von Waidhofen/Thaya wiederum einen PCR-Test, da sie gemeinsam am 2. Jänner am Abend ein Konzert in Wien besuchen wollen, für das sie bereits bezahlt haben. Aber wo testen? Die Apotheken haben ab 31. Dezember zu Mittag geschlossen, und in den Gemeinden gibt es sonst keine Anlaufstellen für PCR-Tests. Wer nun meint, dann sollen sie halt am Silvestertag bis 12 Uhr testen gehen, dem sei gesagt: Ein PCR-Test hat in Wien nur eine Gültigkeit von 48 Stunden - er müste also am 31. Dezember am Abend oder am 1. Jänner durchgeführt werden. Die Aktion "Niederösterreich gurgelt", bei der Tests in Spar-Filialen abgeholt und abgegeben werden können, ist dafür aber nicht geeignet, da die Geschäfte am Freitag um 16 Uhr schließen - mit den 48 Stunden Gültigkeit geht sich das also um ein paar Stunden nicht aus, wenn das Konzert um 19 Uhr beginnt. Die Teilnehmer müssten also am 1. Jänner nach Wien reisen, um sich für 2. Jänner testen zu lassen, dann wieder heimfahren, und am 2. Jänner nochmals anreisen. Denn Wien ist anders. Da sind auch am Neujahrstag PCR-Tests möglich.
Die erwähnten Beispiele sind leider keine Einzelfälle, sondern das Resultat einer Politik, die nahezu tagtäglich Zeugnis davon ablegt, dass die handelnden Personen mit der Aufgabenstellung sowohl intellektuell als auch organisatorisch überfordert sind. Niederösterreich ist eben auch anders.