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Weibliche Energie

Von Monika Rosen

Gastkommentare
Monika Rosen ist Börsen-Expertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Mehr als 20 Jahre war sie Chefanalystin einer österreichischen Großbank. Twitter: @Monika_Rosen

Kaum eine Branche steht derzeit so im Fokus wie der Energiesektor. Wäre die menschliche Dimension nicht so tragisch, müsste man sagen, der Konflikt in der Ukraine hat geschafft, was keiner Klimabewegung so schnell gelungen wäre. Gerade Europa ist sich seiner hohen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland bewusst geworden. Im Schnitt kommen 40 Prozent unseres Bedarfs an Erdgas aus Russland, bei Erdöl sind es 30 Prozent. In einzelnen Ländern ist der Anteil natürlich noch deutlich höher. Wenn Europa sich also aus dieser Umklammerung befreien will, werden alternative Energien eine wichtige Rolle spielen. Damit könnte aber auch noch eine zweite Revolution im Energiesektor anstehen, die der Branche ebenfalls gut zu Gesicht stehen würde, nämlich ein Anstieg des Frauenanteils.

Dazu ein paar Zahlen der OECD: weltweit machen Frauen 48 Prozent aller Beschäftigten aus, im traditionellen Energiesektor beläuft sich ihr Anteil aber nicht einmal auf die Hälfte, nämlich 22 Prozent. Positiv stechen hier Alternativenergien heraus, dort sind 32 Prozent der Mitarbeiter weiblich. Je weiter man die Hierarchie-Ebenen nach oben schaut, desto dünner wird die Luft für Frauen natürlich. Auf Management-Ebene finden sich im Energiesektor knapp 14 Prozent Frauen, der Schnitt aller anderen Branchen liegt bei 15,5 Prozent. Schlusslicht innerhalb der Energieunternehmen ist übrigens Kohle, hier sind nur 10,6 Prozent der Führungskräfte weiblich.

Etwas überraschen mag die Tatsache, dass auch die Alternativenergien keine gute Bilanz bezüglich weiblicher Führungskräfte aufweisen. Ihre Quote liegt bei mageren 10,8 Prozent. Auch bei den Aufgabengebieten gibt es im Energiesektor (und nicht nur dort) immer noch eine durchaus klassische Rollenverteilung. Frauen arbeiten in den Bereichen Personal, Verwaltung oder Recht, sehr viel seltener in technischen Abteilungen. Dabei wäre mehr Diversität in den Entscheidungsgremien auch gut fürs Geschäft. Im Energiesektor hat Ernst & Young gezeigt, dass Unternehmen mit einem 30prozentigen Anteil von Frauen in Führungspositionen höhere Gewinnmargen erzielen als ihre männlich dominierten Mitbewerber.