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Eine der besten Zukunftsinvestitionen

Von Monika Köppl-Turyna

Gastkommentare
Monika Köppl-Turyna ist Ökonomin und Direktorin des Forschungsinstituts Eco Austria.

Österreich muss den Bereich Elementarpädagogik viel mehr fördern.


In den vergangenen Wochen waren Berichte darüber zu lesen, dass Kindergärten aufgrund von Personalnot schließen müssten. Die PädagogInnen gingen bundesweit auf die Straße. Die Verantwortung dafür schieben sich Stadt, Land und Bund gegenseitig zu. Das hat mit der komplizierten Finanzierungs- und organisatorischen Struktur zu tun, wo zwar die Länder für die Bereitstellung von Kindergartenplätzen zuständig sind, aber jegliche Mehrausgaben auch mit dem Bund und den Gemeinden abzuklären sind.

Die Verantwortung wird also weggeschoben. Zu Lasten der künftigen Generationen und Wirtschaft. Dass Bildung ein zentraler Unterbau einer erfolgreichen Wirtschaft und Gesellschaft ist, steht außer Frage. Bildung ist für die Entwicklung einer Volkswirtschaft von besonderer Bedeutung und mit erheblichen ökonomischen und fiskalischen Folgewirkungen verbunden. Eine besondere Rolle spielt die Elementarpädagogik. Die ökonomische Forschung zur Bildung weist insbesondere auf die Bedeutung der frühkindlichen Bildung für die spätere Entwicklung hin. Fähigkeiten, die bereits in jungen Jahren angeeignet werden, erleichtern den Erwerb von Fähigkeiten in späteren Jahren. Derzeit werden nur 0,7 Prozent des BIP in elementare Bildung investiert.

Damit liegt Österreich unter dem EU-Schnitt von 0,8 Prozent und weit hinter den Spitzenreitern Norwegen (2,0 Prozent), Schweden (1,8 Prozent) und Dänemark (1,3 Prozent). Das heißt: genau für die Bildungsstufe, wo der Ertrag am höchsten ist, gibt man in Österreich wenig aus. Gleichzeitig gehören Ausgaben für Schulen hierzulande zu den höchsten weltweit mit gleichzeitig bescheidenen Ergebnissen bei standarisierten internationalen Tests. Auch wenn im elementarpädagogischen Bereich Effizienzpotenziale bestehen, steht es außer Frage, dass in diesem Bereich einfach viel mehr investiert werden muss. Mit Ende August läuft in Österreich die 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zu den Förderungen für Kindergärten aus. Laut dieser Vereinbarung wurde bisher geregelt, welche Zweckzuschüsse der Bund den Ländern zur Verfügung stellt. Die aktuellen Verhandlungen sind eine Chance, die Bedingungen gemeinsam zu verbessern. Und der Bedarf ist groß. Um österreichweit das Barcelona-Ziel mit einer Betreuungsquote von 33 Prozent bei den Unterdreijährigen in Kindergärten bzw. 75 Prozent bei den älteren Kindern zu erzielen, benötigt es etwa 270 Millionen Euro und über 5.000 PädagogInnen mehr. Das soll eigentlich nur das Minimumziel sein.

Um zum Vorreiter Dänemark aufzuschließen, bräuchte es gar 1,6 Milliarden Euro mehr. Leider gehört Bildung zu denjenigen Politikbereichen, wo Reformen besonders schwer durchzuführen sind. Dies hat einerseits mit dem hohen Anteil der Vetoplayer im System zu tun. Andererseits entfalten Bildungsreformen, insbesondere in der Elementarpädagogik, die Wirkung erst nach mehreren Jahren, womit der politökonomische Anreiz, sie durchzuführen, nur sehr begrenzt ist. Mit dem fortschreitenden Problem des Arbeitskräftemangels und unzureichenden Qualifikationen der verfügbaren Arbeitskräfte steigt jedoch der Druck auf die Politik, etwa auch von seiten der Arbeitgeber. Dieser bringt hoffentlich auch hier die dringend notwendigen Ergebnisse.

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